Das Horn wird mancherorts gern etwas belächelt, ist es doch gerade für Anfänger kein leichtes Instrument. Wie man es gut beherrscht und warum das Horn für Musiker, die die Vielseitigkeit lieben, das perfekte Instrument ist, kann Philipp Römer erklären. Der Solohornist und vertretungsweise Professor für Horn kennt und liebt sein Instrument schon seit der Grundschulzeit.
Die Karriere von Philipp Römer ging sehr schnell nach oben: Mit 15 war er Jungstudent an der HMDK Stuttgart und mit 25 Solohornist im Württembergischen Staatsorchester Stuttgart. Doch der Beginn des Wegs mit dem Horn fand im Alter von sieben Jahren im heimatlichen Göppingen statt, beziehungsweise in Geislingen, wo der Vater von Römer neben seiner Arbeit als Musik- und Geschichtslehrer Fagott unterrichtete. „Es gab einen guten Hornlehrer aus Ulm, der auch dort war“, erinnert sich Römer. „Mein Vater meinte zu mir: Probier doch mal aus, vielleicht gefällt’s dir.“ Da es in Göppingen generell einen großen Bedarf an Hornisten gab und Römer sich als sehr begabt entpuppte, durfte er schon bald in Ensembles von älteren Klassenstufen mitspielen. „Es war ziemlich toll, als Siebtklässler mit den Zwölftklässlern auf Studienfahrt gehen zu dürfen“, lacht er.
Mit 15 Jahren kam er in die Klasse von Radovan Vlatkovic an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart, nachdem ihn seine Hornlehrerin darauf aufmerksam machte. „Ich habe damals schon auch gern Musik gemacht, war aber zum Beispiel bei Jugend Musiziert nicht so erfolgreich wie andere Jugendliche“, beschreibt er seine Motivation in dieser Zeit. Der Wunsch, Musiker zu werden, kam als Jungstudent in der Klasse von Vlatkovic, den er auch heute noch als sehr prägend ansieht. Dort lernte er nicht nur von Vlatkovic viel, sondern auch von den anderen Studenten, denen er zuhörte. „Wir saßen alle im selben Raum, der Professor hat dann einem nach dem anderen Unterricht gegeben – der Rest der Studenten hörte zu“, beschreibt er das Konzept des Unterrichts an der HMDK. Dort startete Römer auch die ersten Projekte im Blechbläserensemble und in der Kammermusik, und ihm wurde klar, dass Musik sein Beruf sein sollte. „Über alternative Berufswege habe ich mir gar keine Gedanken gemacht“, schmunzelt er.
Durch die Position als Jungstudent kam er auch in das Landesjugendorchester und später das Bundesjugendorchester. Dort gefiel ihm vor allem ein Aspekt des Musikerdaseins: das Reisen. „Nach dem schriftlichen Abitur sind wir mit dem Bundesjugendorchester direkt in die USA auf eine Tournee geflogen, mit dem Jugendorchester der EU waren wir über Weihnachten im Vatikan. Durch die Musik durfte ich nachts mit der Sibirischen Eisenbahn quer durch Russland fahren und war auch in Syrien und dem Libanon“, schwärmt er. Die Reisen setzt er bis heute fort: „Letztes Jahr durfte ich auf der Jubiläumstournee des Sinfonieorchesters des Bayerischen Rundfunks mit Sir Simon Rattle unter anderem in der Carnegie Hall in New York spielen. Das ist toll, was man als Musiker alles erleben kann!“ Das Schönste am Horn ist für Römer der Klang des Instruments, egal ob im Orchester oder Ensemble. „Es ist einfach toll, wie sich dieser Sound mit oder auch über dem Orchester erhebt“, findet er. Auch die Flexibilität des Horns gefällt ihm sehr, denn Hornisten haben bei ihrem Repertoire oft die Qual der Wahl. Ob nun Barock, Klassik, Romantik oder Moderne, das Horn ist überall zu finden – in kleinen wie in größeren Besetzungen, ob nun mit Blechbläsern oder Holzbläsern und sogar mit Streichern. „Beim Heldenleben von Strauß zum Beispiel spielt das Horn gemeinsam mit den Celli und gibt eine andere Farbe in den Klang“, beschreibt Römer. „Das Horn ist einfach ein Allrounder – außer vielleicht im Jazz“, lacht er. „Da gibt es nur recht wenige Hörner.“ 2004 trat Römer seine Stelle als Solohornist im Württembergischen Staatsorchester an, die er bis heute innehat. Mit anderen Bläsersolisten des Orchesters gründete er 2018 das Württemberg Wind Quintet, mit dem er Kammermusik spielt. Seit 2023 ist er auch vertretungsweise Professor für Horn an der HMDK Stuttgart. Bei diesen Tätigkeiten hat Römer sehr unterschiedliche Aufgaben, die sich jedoch auch stark gegenseitig beeinflussen und überlappen, wie er findet: „Manchmal mache ich mir beim Unterrichten Gedanken, wie ich das im Orchester spielen würde. Umgekehrt gilt das genauso – im Orchester spiele ich viel bewusster, weil ich mir Gedanken mache, wie ich es später vermitteln würde.“ Beim Festival Hornissimo wird er auch als Dozent vor Ort sein. Hier ist ihm besonders wichtig, dass man für jeden Schüler oder Workshopteilnehmenden das richtige Niveau findet. Denn es gehe nicht darum, das schwierigste Stück zu spielen, findet er: „Das Vermitteln von schöner Technik und gutem Klang geht bei einfacheren Stücken genauso wie bei schwierigen.“ Oft ist ein Thema in Workshops, wie man den Ansatz bei hohen Tönen gut gestalten kann. Sein Tipp: Immer ein bisschen schnellere Luft als angenehm ist. „Wir können unglaublich viel Energie aus der Atemluft holen“, erklärt Römer. „Dann müssen die Muskeln nicht so viel arbeiten und man kann länger spielen.“
Monika Müller