Ernst Hutter reicht den Staffelstab weiter: Nach 25 Jahren als Chef der Original Egerländer legt er die Leitung des „erfolgreichsten Blasorchesters der Welt“ in jüngere Hände. Ab November 2025 wird der 39-jährige Hügelsheimer Alexander Wurz bei den Egerländer Musikanten den Ton angeben. Eine gute Wahl, da sind sich Musikerkollegen und Fans einig. Beste Voraussetzungen also, um die Erfolgsgeschichte der Original Egerländer fortzuschreiben. Der alte und neue Chef der Egerländer im Interview über die Liebe zur Tradition und die Herausforderungen der Zukunft.

Stramme Waden in weißen Trachtenstrümpfen marschieren, flankiert von Musikerkollegen, die den gesichtslosen Trachtenträger abklatschen, einem Martin Hutter, der ihn umarmt, und begleitet von Blasmusikklängen und dem rhythmischen Klatschen eines Publikums auf die Bühne und steuern auf einen Stuhl im Rampenlicht zu. Als sich der Trachtenträger setzt, gerät sein Gesicht in den Fokus der Kamera. Darin ein Strahlen, leuchtende Augen und ein glückliches Lächeln. Und mit einer typischen Handbewegung, die jetzt schon sein Markenzeichen ist, grüßt er ins Publikum. Und sein Namenszug wischt auch die letzten Zweifel weg: Alexander Wurz wird der neue Leiter der Original Egerländer Musikanten.

Ernst Hutter hat es spannend gemacht. Monate im Voraus angekündigt, hat er Anfang Juni das Geheimnis gelüftet – mit einer gekonnten Inszenierung und der gewohnten Professionalität. In dem Video, das Alexander Wurz als den neuen Leiter der Original Egerländer Musikanten präsentiert, steckt viel Symbolik. Der Rückhalt des Orchesters für die Weichenstellung wird darin genauso in Szene gesetzt, wie die Unterstützung durch Ernst Hutter und Hutter Music. „Alexander Wurz war mein Wunschkandidat. Er hat mein vollstes Vertrauen und meine komplette Unterstützung“, lautet das Statement am Ende des Videos. Und selbstverständlich wurde auch bei der Auswahl der Musik nichts dem Zufall überlassen. Mit dem Egerländer Musikanten Marsch aus der Feder von Ernst Mosch und „den vertrauten schönen Klängen / Aus dem fernen Egerland“ wird der Bogen vom Gründervater Ernst Mosch über Ernst Hutter bis zu Alexander Wurz gespannt. Die Botschaft ist klar: Die Erfolgsgeschichte geht weiter! Und wirft man einen Blick auf die Reaktion, dann ist die Botschaft bei den Fans angekommen. „Super, gratuliere, schön dass alles in gewohnter Weise weitergeht“, „Hervorragend lieber Alex, dass du die Original Egerländer Musikanten wie gewohnt in die weitere Zukunft führst“, „Ernst Mosch wäre stolz auf Dich“, „Wunderbare Wahl, bin mir sicher, du wirst die Egerländer genauso wie deine Vorgänger in goldene Zeiten führen“, ist dort unter anderem in den Kommentaren zu lesen. Wer Ernst Hutter kennt, weiß, dass er Entscheidungen nicht leichtfertig trifft, erst recht dann nicht, wenn es darum geht, etwas loszulassen, das er liebt, dem sein Herzblut und seine ganze Leidenschaft gehören. Liebe geht immer auch mit Verantwortung einher und dazu gehört eben auch rechtzeitig die Weichen für die Zukunft zu stellen. Seine eigenen Erfahrungen bei seinem Amtsantritt als Chef der Egerländer Musikanten vor knapp 25 Jahren haben dabei sicherlich eine Rolle gespielt. Hat er selbst doch die Egerländer Musikanten zu einem Zeitpunkt übernommen, als Ernst Mosch nicht mehr da und die Möglichkeit für eine geordnete Übergabe nicht mehr gegeben war.

blasmusik: Die Übergabe des Staffelstabes wurde von Ihnen sorgsam vorbereitet. Hören Sie auf, wenn es am schönsten ist? Oder warum haben Sie diesen Zeitpunkt gewählt?

Hutter: Na ja, für meine Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt gibt es mehrere wichtige Ansatzpunkte. Selbst nach fast 25 Jahren und annähernd 1.000 Konzerten habe ich immer noch eine riesige Freude für meine „Egerländer“. Aber sicher ist es auch klug, die geleistete Arbeit rechtzeitig in geeignete und motivierte Hände zu übergeben.

blasmusik: Zahlen haben dabei offensichtlich auch
eine Rolle gespielt: 2025 feiern Sie Ihr 25-jähriges Jubiläum als Chef der Egerländer und Ernst Mosch seinen 100. Geburtstag. Und dass die Staffelübergabe genau am 7. November 2025, am Geburtstag von Ernst Mosch vollzogen wird, ist sicherlich auch kein Zufall, oder?

Hutter: Wie schon erwähnt, wurde diese Entscheidung sorgsam vorbereitet. Deshalb wird selbstverständlich auch die Übergabe professionell geplant, und Zahlen bzw. Ereignisse spielen da immer eine wichtige Rolle. Zu den genannten Zahlen noch eine weitere … im Jahr 2026 feiern wir das 70-Jahre-Jubiläum unseres Orchesters, dann mit der nächsten Generation in der Verantwortung.

blasmusik: Ihre Söhne spielen ebenfalls bei den Egerländer Musikanten. Lag es nicht nahe, die Egerländer gleichsam vom Vater auf die Söhne zu „vererben“? Hutter: Natürlich hätte diese Möglichkeit auch bestanden. Und meine Söhne waren bei vielen Leuten oft Thema. Nicht immer im besten Sinn. Es wurde spekuliert, ob sie für die Egerländer Musikanten überhaupt gut genug sind. Ich habe es beiden zugetraut und dass sie gut genug sind, haben sie mittlerweile bewiesen. Die Frage, ob sie die Egerländer überhaupt leiten wollen, haben wir im Familienkreis in mehreren Gesprächen ausführlich besprochen. Wir konnten sie schnell verneinen und haben uns deshalb für einen anderen Weg entschieden.

blasmusik: Warum fiel die Wahl auf Alexander Wurz? Was zeichnet Alexander Wurz aus? Was prädestiniert ihn zum künftigen Leiter der Original Egerländer Musikanten?

Hutter: Bei meinen Beobachtungen der jungen Kollegen, etwa bei der kleinen Egerländer Besetzung, den Workshops oder der Egerländer Sommerakademie, ist mir irgendwann Alexander Wurz aufgefallen und ich dachte mir, dass er der richtige für diesen Job sein könnte. Alexander hat als Solist, Dozent und anerkannter Musiker in der Szene eine ähnliche Entwicklung vollzogen wie ich. Mir war klar, dass der neue Leiter der Egerländer die höchste Autorität in seiner Generation mitbringen muss. Und das tut er: Alexander ist eine überragende Musikerpersönlichkeit, die auch über die notwendigen Fähigkeiten als Leader verfügt. Er hat sich über Jahre zu einem Künstler mit großer Ausstrahlung und Popularität entwickelt. Nach Rücksprache mit der Familie habe ich entschieden, Alexander Wurz darüber zu informieren und zu fragen, ob das Interesse bestehen würde. Wir haben ihn dann nach Amtzell eingeladen, um ihm mitzuteilen, dass unsere Wahl auf ihn gefallen ist. Er war völlig ahnungslos und erst mal überrascht. Und natürlich muss solch eine lebensverändernde Entscheidung erst einmal gründlich überdacht werden. Umso mehr haben wir uns gefreut, als er zusagte.

blasmusik: Sie haben schon einige Parallelen zwischen sich und Alexander Wurz anklingen lassen. Auch bei Ihnen und Ernst Mosch gab es viel Parallelen. Beide waren Sie Posaunisten der SWR Big Band und standen mit einem Bein immer im Jazz und Swing. Auch Alexander Wurz ist in Sachen moderner Stilistiken kein unbeschriebenes Blatt. Mit einem Augenzwinkern gefragt: Ist die Vielseitigkeit ein Einstellungskriterium für den Bandleader der Egerländer Musikanten? Und was verbindet den alten und neuen Chef der Egerländer Musikanten darüber hinaus?

Hutter: Ganz sicher braucht es Vielseitigkeit, um so ein renommiertes Orchester mit dieser großartigen Vergangenheit aktuell erfolgreich zu führen. Ich habe schon über einige Kriterien gesprochen, musikalisches Talent und „offene Ohren“ für Entwicklungen in der Musikwelt gehören sicher auch dazu. Was uns darüber hinaus verbindet, lässt sich in wenigen Worten sagen: die Liebe zu unserer Musik, zu unserem Repertoire und unserer Tradition.

blasmusik: Welche Rolle wird die HutterMusic GmbH künftig spielen?

Hutter: Um die Rollenverteilung zu klären, haben wir viele Gespräche geführt. Alexander Wurz wird der musikalische Leiter sein und unsere HutterMusic-Familien-GmbH wird die Produktionsfirma und, wie auch schon bisher, die Organisation, das Management und die Produktion der „Egerländer Musikanten – Das Original“ verantworten. Das bedeutet: Die inhaltlichen und musikalischen Punkte liegen bei Alexander und wir unterstützen ihn, indem wir die Dinge drumherum übernehmen.

blasmusik: Nächstes Jahr sind Sie 25 Jahre Chef der Egerländer Musikanten. Wenn Sie zurückblicken: Was war Ihr schönster Moment? Und welches die größte Herausforderung, die Sie mit dem Orchester meistern mussten?

Hutter: Die größte Herausforderung war mit Sicherheit, das Orchester nach dem Tod von Ernst Mosch in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Während diesen langen Jahren durfte ich viele herausragende Momente erleben, der emotionalste war sicher das Konzert mit Live-Produktion einer DVD im September 2010 in Cheb/Eger.

blasmusik: Welche Herausforderungen sehen Sie auf Alexander Wurz zukommen?

Hutter: Er übernimmt das Orchester auf einem sehr guten Level, muss sich dann aber an die alltäglichen Erfordernisse und Gegebenheiten anpassen und einstellen. Gleichzeitig kann er sich auf eine große Geschichte und Tradition verlassen, hat aber dennoch die Verantwortung, Antworten auf die aktuellen Probleme und Themen zu finden.

blasmusik: Welchen Rat möchten Sie ihm mit auf den Weg geben?

Hutter: Bleib‘ Dir treu in deinen Handlungen und hab‘ Mut für Visionen, Neuerungen und Entscheidungen.

blasmusik: Nach beinahe 1.000 Konzerten, mehr als einem Dutzend CD- und Video-Aufnahmen, kann man sich einen Ernst Hutter als Rentner eigentlich gar nicht vorstellen: Gehen Sie 2025 tatsächlich in den Ruhestand? Was haben Sie sich dafür vorgenommen?

Hutter: Ruhestand im herkömmlichen Sinn wäre sicher die falsche Vorstellung. Ich bin ein Mensch, der immer Visionen hat und so werde ich mir auch weiterhin treu bleiben, Musik wird weiterhin eine große Rolle in meinem Leben spielen. Gottseidank werde ich aber dann ein bisschen mehr Zeit haben, um mich um Gesundheit und die Familie mit wunderbaren Enkelkindern zu kümmern.

Die Egerländer Musikanten sind eine große Familie aus vielseitigen Profis und erstklassigen Instrumentalisten: Hier spielen der Musikprofessor, der Lead-Trompeter und der Hip Hopper Seite an Seite, vereint in der Liebe zur Egerländer Blasmusik.

Bis zur Übergabe des Staffelstabes an Ernst Moschs 100. Geburtstag am 7. November 2025 bleibt Alexander Wurz noch ein Jahr Zeit – genügend Zeit, um sich auf die neue Aufgabe einzustellen und genügend Zeit für das Orchester, um Ernst Hutters Abschied mit einer Tournee gebührend zu würdigen. Sie führt die Original Egerländer Musikanten in neun Monaten in 45 Städte und wird sicherlich – wie schon oft – den alten und neuen Leiter im Duett auf der Bühne zusammenführen. Und diese Momente werden sich für Alexander Wurz – mit der künftigen Rolle vor Augen – dann sicherlich ein wenig surreal, fast wie ein Déjà-vu anfühlen und ihn daran erinnern, wie er als Jugendlicher zum ersten Mal die Egerländer Musikanten live erlebt hat. „Am meisten begeistert war ich damals von dieser Harmonie zwischen Bariton und Tenorhorn“, erinnert er sich. „Diese Intonation, dieses Vibrato und wie man alles zusammenfügen kann. Da war ich baff!“ Für Alexander Wurz war das ein einschneidendes Erlebnis und eine große Inspiration. Bis dahin hat er quasi nur den heimischen Musikverein gekannt und dort saß er nicht einmal bei den tiefen Bläsern, sondern „als Hauptdrummer“ am Schlagzeug. Der Wunsch, ein Melodieinstrument zu spielen, setzte sich aber irgendwann durch und sorgte dafür, dass er sich autodidaktisch Posaune und Tenorhorn beibrachte und nach der Schule bei der Bundeswehr um ein Musikstudium an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf bewarb. Schon während seines Studiums wurden professionelle Orchester im In- und Ausland auf ihn aufmerksam. Über sein Engagement bei Michael Klostermann zog er auch die Aufmerksamkeit von Ernst Hutter auf sich, der den jungen Tenoristen 2009 zu den Original Egerländer Musikanten einlud. Schon damals ging für den jungen Hügelsheimer ein Traum in Erfüllung. 15 Jahre später wird der Vollblutmusiker nun der neue Leiter der Original Egerländer Musikanten.

blasmusik: Was haben Sie empfunden als Ernst Hutter Sie fragte, ob Sie sein Nachfolger werden wollen? Können Sie diese Gefühle beschreiben?

Wurz: Das war großartig für mich, überwältigend, ein echtes Geschenk. Ich habe ja in meinem Leben schon viele Geschenke bekommen. Ernst Hutters Anruf vor über 15 Jahren zum Beispiel, als er mich gefragt hat, ob ich bei den Egerländer Musikanten mitspielen will, auch das war damals ein Riesengeschenk für mich, was ganz Großes. Als vor nun fast schon zwei Jahren die Einladung zu Familie Hutter kam, habe ich mir nichts dabei gedacht und insofern kam die Anfrage, ob ich die Leitung übernehmen möchte, schon überraschend für mich. Bei aller Überraschung habe ich aber schon in dem Moment gewusst, dass ich mir das vorstellen kann und machen will.

blasmusik: In bald 70 Jahren „Egerländer Musikanten“ sind Sie ab 2025 der 3. Bandleader. Sie stehen dann in einer Reihe mit Ernst Mosch und Ernst Hutter und übernehmen die Leitung des erfolgreichsten Blasorchesters der Welt. Ist dieses Wissen um das Erbe Bürde oder Ehre? Und wie bereiten Sie sich auf die neue Rolle vor?

Wurz: Das ist in erster Linie eine große Ehre für mich, in die Fußstapfen von Ernst Mosch und Ernst Hutter zu treten. Ich will mich dabei aber gar nicht mit meinen Vorgängern vergleichen. Ernst Mosch hat das Orchester in ganz anderen Zeiten aufgebaut und Ernst Hutter es vor 25 Jahren wiederum in anderen Zeiten übernommen. Seither hat sich doch viel verändert. Ich bin grundsätzlich ein sehr zukunftsorientierter Mensch und blicke immer nach vorn. Aber natürlich habe ich Respekt vor der Aufgabe, Respekt – nicht im Sinne von Angst, im Gegenteil: Ich bin motiviert und habe richtig Lust darauf. Und zu Ihrer Frage nach der Vorbereitung: Die gibt es nicht (lacht), im Grunde sind wir ja schon mittendrin und laufend dabei, Vorbereitungen für die Zeit nach Ernsts Abschied zu treffen. „Laufend“ trifft es dabei ganz gut. Wir wollten nämlich ausdrücklich keinen Wechsel im Sinne von einem Cut. Ernst spricht vielmehr gerne vom Staffelstab, der weitergegeben wird und genauso ist es: Im laufenden Rennen wird der Staffelstab übergeben und es geht nahtlos weiter. Und was meine persönliche Vorbereitung anbelangt, ist es so, dass ich mir keine Gedanken darüber machen muss, wie ich auf die Bühne gehe, wie ich das Publikum begrüße etc. Das muss man in sich haben. Ich habe bereits Orchester geleitet, stehe als Solist auf der Bühne, bin auf Social-Media aktiv und bringe im Grunde all diese Dinge mit. Was nicht bedeutet, dass ich nicht noch ganz viel dazulernen werde, das werde ich sicherlich, und darauf freue ich mich sehr.

blasmusik: Die Leitung der Egerländer Musikanten zu übernehmen, war für Ernst Hutter, eine „lebensverändernde Entscheidung“. Machen sich in Ihrem Leben die Veränderungen schon bemerkbar, seit „die Katze aus dem Sack“ ist und bekannt, dass Sie der designierte Chef der Egerländer Musikanten sind?

Wurz: Es ist natürlich schon so, dass ich nun mehr unter Beobachtung stehe und das Interesse an Ernst und mir im Hinblick auf den Stabwechsel größer geworden ist. Gleichzeitig stehe ich jetzt nicht plötzlich zum ersten Mal im Licht der Öffentlichkeit. Ich habe mir mit dem Tenorhorn bereits einen Namen gemacht und kann mit der größeren Aufmerksamkeit auch ganz gut umgehen.

blasmusik: Sie sind seit 15 Jahren Mitglied bei den Original Egerländer Musikanten. Wie haben Sie Ernst Hutter als Bandleader erlebt? Ist er als Musiker und Führungsfigur ein Vorbild für Sie?

Wurz: Absolut! Ernst hat eine unheimlich professionelle und ruhige Art und geht sehr pädagogisch und freundschaftlich mit den Musikern um. Wir sind wie eine große Familie, in der jeder den anderen stärkt und unterstützt. Ein Vorbild ist Ernst für mich allerdings schon viel, viel länger – nicht erst, seit ich selbst bei den Egerländern bin. Durch meinen Vater, der selbst Fan der Egerländer Musikanten ist und meinen Bruder, der ebenfalls Blasmusik spielt, bin ich schon sehr früh mit der Egerländer Musik in Berührung gekommen. Von Anfang an habe ich bewundert, wie gefühlvoll Ernst Tenorhorn spielt, ja regelrecht singt mit dem Instrument, und versucht, das zu imitieren. Mein Bruder hat sich immer über mich lustig gemacht, weil alle Jungs zum Bolzen auf dem Fußballplatz waren, während ich zu Hause saß und Tenorhorn spielte. Ich war eben immer mehr an Musik interessiert und schon in jungen Jahren sehr angefixt. Insofern hat mich Ernst sehr inspiriert und mein Spiel enorm beeinflusst. Und dass ich jetzt in seine Fußstapfen treten darf, ist einfach großartig.

blasmusik: Sie sind als Solist überaus erfolgreich und vielseitig unterwegs. Erst kürzlich haben Sie mit der Big Band der Bundeswehr ein Album aufgenommen und sind gerne in anderen Genres wie Jazz, Swing, Rock und Pop unterwegs. Warum ist auch Ihnen diese Vielseitigkeit wichtig?

Wurz: Mein Ziel war und ist es immer, so vielseitig wie möglich musikalisch unterwegs zu sein. Das ist für mich der Schlüssel zum Erfolg. Ernst Mosch und Ernst Hutter brachten diese Vielseitigkeit mit und sie zeichnet auch heute alle Musiker der Original Egerländer Musikanten aus: Vom Musikprofessor über den Hip Hopper bis hin zum Big Band Leadtrompeter haben wir quasi alles im Orchester sitzen. Und genau das macht den Sound und Groove der Egerländer Musikanten aus und ist das Interessante dabei: Dass all diese vielseitigen Musiker vereint sind in der Leidenschaft für die Egerländer Musik und diese Musik auf diesem hohen Niveau spielen.

blasmusik: Was, glauben Sie, wird in der Zukunft die größte Herausforderung für Sie als Bandleader und für die Egerländer Musikanten?

Wurz: Mein Ziel ist es, mit den Egerländer Musikanten weiter auf Erfolgskurs zu bleiben und das Orchester vielleicht noch mehr nach vorne zu bringen. Und ich bin fest davon überzeugt, dass uns das mit viel Selbstbewusstsein und Lust auch gelingt. Der Generationswechsel im Orchester wird mit Sicherheit eine Herausforderung. In den nächsten vier Jahren werden einige Musiker altersbedingt ausscheiden. Da gilt es jetzt schon die Augen aufzuhalten nach Nachfolgern. Das macht man aber automatisch, wenn man in der Szene unterwegs ist.

blasmusik: Was uns als BDB besonders freut, ist, dass mit Ihnen ein Badener aus der BDB-Familie, der im Musikverein groß geworden ist, nun Chef des erfolgreichsten Blasorchesters der Welt wird. Geht für Sie nun erneut ein Traum in Erfüllung?

Wurz: Ja, das ist tatsächlich so – für mich geht ein Traum in Erfüllung. Wenn mir das vor 15 Jahren jemand prophezeit hätte, hätte ich ihn für verrückt erklärt. So etwas ist ja nicht planbar. Jeder Musiker geht seinen eigenen, individuellen Weg. Wichtig ist, dass man mit Interesse und Professionalität den Grundstein legt. Und dann braucht es halt auch immer ein wenig Glück oder den Zufall, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Ich hatte dieses Glück, das ich – ich kann es nur immer wiederholen – als großes Geschenk betrachte und bin seit 15 Jahren Teil der Egerländer Familie und stolz, mit der roten Jacke auf der Bühne sitzen zu dürfen. Jetzt in dieser Situation den Rückenwind aus dem Orchester und von den Musikern zu spüren, die großartig finden, dass ich die Leitung übernehme und mir das auch sagen, das bedeutet mir unheimlich viel. Und zusammen mit dem Rückenwind der eigenen Familie kann ich nun ganz frei an die neue Aufgabe rangehen. Was kann man sich mehr wünschen?