Thomas Zsivkovits, oder Schiffko, ist nicht „einfach nur“ Musiker. Mit Podcast und Ensembles, als Musiklehrer und Musikmacher ist er sehr gut vernetzt und weit über Österreich hinaus bekannt – unter anderem auch in Staufen, wo er beim Blechrausch-Festival als Dozent dabei ist.
Im tiefen Blech macht Thomas Zsivkovits so schnell keiner etwas vor! Schiffko, so sein Spitzname, ist schon immer dort beheimatet gewesen – und hat sich von Anfang an das Tenorhorn als Instrument auserkoren. Mit sieben Jahren begann er mit dem Musikmachen, mit zehn Jahren kam er auf ein Musikgymnasium. „Da musste ich dann auch Posaune lernen“, schmunzelt er. Aufgewachsen ist Zsivkovits im Südburgenland, 120 Kilometer südlich von Wien und direkt an der ungarischen Grenze. Dort konnte er an der Hochschule für Musik Oberschützen, mittlerweile eine Universität, mit 16 Jahren am Vorbereitungslehrgang teilnehmen und später auch Musik studieren. Für Zsivkovits ist diese Gegend sehr prägend, denn dort lernte er viel Volksmusik kennen. „Bei uns war keine Egerländer Gegend“, erklärt er. „Bei uns kamen tschechische Musikkapellen auf ihren Touren vorbei. Das hat mich schon immer interessiert, und natürlich auch inspiriert.“ 1999 gründete er seine eigene tschechische Musikkapelle namens „Blaskapelle Tschechàranka“, die bis 2012 auftrat. Aber auch andere Volksmusik spielt und spielte er, beispielsweise in der Band „Eine kleine DorfMusik“. Außerdem tritt er in Musicals, Big Bands, kleinen und größeren Besetzungen auf: „Ich habe alles Mögliche gespielt, ein klassischer Musiker bin ich nicht“, erklärt Zsivkovits. „Fest in einem Orchester zu spielen, wäre nichts für mich.“
Selbst verlegt ist halb gewonnen
Sogar in einem Verlag arbeitete Zsivkovits schon, wo er viel lernte, wie er selbst sagt – auch, wie es in einigen Belangen nicht sein soll. Dann machte er sich in der Coronazeit mit einem eigenen Verlag, „Edition Schiffko“, selbstständig. Dort verlegt er nicht nur Gedrucktes, sondern auch seine Aufnahmen, wie seine CD „Schiffko & Friends – Musikantenunion“, die er gemeinsam mit 60 Freunden aus sechs Ländern eingespielt hat. „Es war ganz schön schwierig, alle zu den Aufnahmen zu bekommen“, erinnert er sich. „Wir haben die Stücke maximal ein oder zweimal spielen können, auch eine Probe war zeitlich einfach nicht machbar.“ Mit dem Resultat ist er aber dennoch sehr zufrieden, denn bei Aufnahmen ist ihm die Perfektion nicht so wichtig: „Das Wichtige steht zwischen den Zeilen“, findet Zsivkovits. Eine der besten Aufnahmen, findet er, hat er mit der Thomas Gansch Blasmusik Supergroup aufgenommen, einen Livemitschnitt aus dem Brucknerhaus in Linz. „Aufnahmen müssen authentisch sein, und authentischer als das geht es nicht. Für Erbsenzähler möchte ich keine CDs machen“, schmunzelt er.
Ein weiteres Projekt von Zsivkovits ist sein Podcast – entstanden, wie sollte es auch anders sein, in der Coronazeit. „Der musikhistorische Aspekt hat mich immer interessiert“, erklärt Zsivkovits. „Außerdem kenne ich sehr viele Musiker. Meine Idee war, Persönlichkeiten zu interviewen, über die ich selbst gern mehr wissen möchte.“ Mittlerweile ist die 67. Folge rausgekommen. Auch im Bereich des Instrumentenbaus ist Zsivkovits gut vernetzt – so gut, dass er sogar ein eigens für ihn angefertigtes Bariton spielt. „Die Firma Červený aus Tschechien hat mich kontaktiert, ob wir etwas gemeinsam gestalten wollen. Nach zwei Wochen hatten sie einen Prototypen fertig“, erinnert sich Zsivkovits. „Ich habe es abgeholt und nach einer halben Stunde Ausprobieren war klar: Ich rühre mein altes Instrument nicht mehr an“, lacht er.
Mehr Stücke für die Blasmusik
Ein weiterer für ihn sehr wichtiger Teil seiner äußerst vielfältigen Arbeit ist das Unterrichten. Zsivkovits arbeitet drei Tage die Woche als Musiklehrer für tiefes Blech an der Johann Sebastian Bach Musikschule in Wien und an der J. M. Hauer Musikschule in der Wiener Neustadt. „Da geht es erst einmal darum, den Kindern und Jugendlichen das Handwerk zu vermitteln“, erklärt er. Mehr als Lehrer arbeiten möchte er aber nicht, um die Hände für seine Projekte freihalten zu können. Unter anderem wird es ab Dezember neue Hefte in seiner Edition Schiffko geben: 10 leichte Stücke für junge Blasmusikerinnen und Blasmusiker in variabler Quartettbesetzung als Vorbereitung für den Einstieg in den Musikverein. „Ich sehe in der Musikschule immer sehr viel Literatur. Manches ist gut, aber anderes nicht so gut“, erklärt er. „Da ist es immer von Vorteil, wenn man ein bisschen Variation hat.“ Auch in den Workshops, die er leitet, wie beispielsweise beim Blechrausch-Festival in Staufen, bringt er diese Stücke gern mit ein. Bei Workshops geht es aber im Gegensatz zum regulären Unterricht nicht so sehr um die Basics: „Die Phrasierung ist da eher im Fokus“, erklärt Zsivkovits. „Technik kann man zu Hause üben.“
Monika Müller