Im BDB geht eine Ära zu Ende. Christoph Karle als geschäftsführender Präsident und Helmut Steinmann als Vize-Präsident und Akademiebeauftragter waren jahrzehntelang treibende Kräfte im BDB. Sie haben die Entwicklung des Verbandes und den Aufbau der BDB-Musikakademie maßgeblich geprägt. Im Oktober wurden beide nun aus dem Präsidium verabschiedet. Ein Abschied ist es aber weder bei dem einen noch dem anderen. Steinmann wird sich weiterhin dem Ehrungswesen widmen und Christoph Karle sich nun ganz auf die Geschäftsführung von BDB-Musikakademie und BDB-Kulturhotel konzentrieren.

„Wenn ich als studierter Trompeter die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach spielen will, muss ich mich konzentrieren. Die Akademie ist meine h-Moll-Messe und wenn ich es gut machen will, dann muss ich mich fokussieren“. Mit diesen Worten erklärte Christoph Karle den Delegierten bei der 67. Hauptversammlung seine Beweggründe für sein Ausscheiden aus dem Amt des geschäftsführenden Präsidenten des BDB. Es kommt zu einem Zeitpunkt, an dem viele große Themen wie der Akademie-Neubau, der Verkauf der Grundstücke, der Abriss der alten Akademie sowie der Umzug von Geschäftsstelle und Archiv abgeschlossen, die Anforderungen der neuen BDB-Musikakademie und des neuen BDB-Kulturhotels gleichzeitig aber enorm gewachsen sind. „Die neue Akademie besitzt enorm viel Potenzial, erfordert aber ein hohes Maß an Führung. Durch die Verdoppelung der Mitarbeiterschaft und Steigerung der Kursteilnehmenden in den Lehrgängen muss ich konzentriert zur Verfügung stehen und die wirtschaftlichen Ergebnisse, die Struktur und die Entwicklung vorantreiben“, erläutert Karle. Seinen Fokus will er deshalb nun ganz auf die Themen der Geschäftsleitung von Musikakademie und Kulturhotel legen. Hier gilt es zum einen noch Hausaufgaben im Hinblick auf Arbeitsabläufe, Digitalisierung und Automatisierung zu erledigen und neue Bildungsthemen, vor allem im Bereich des Klassenmusizierens, dem Aufbau eines Scoutingsystems und der elementaren Musikpädagogik zu entwickeln. Zum anderen aber liegt sein Augenmerk darauf, in den nächsten Jahren die wirtschaftlichen Ergebnisse im BDB-Kulturhotel durch die Gewinnung neuer Kooperationspartner und Konferenzkunden zu verbessern und neue und zusätzliche Fördertöpfe für den Bildungsbetrieb aufzutun. „All‘ diese Themen haben mich dazu bewogen, aus dem Ehrenamt als geschäftsführender Präsident auszuscheiden, um mich zum Wohle des BDB auf diese Arbeitsschwerpunkte zu konzentrieren.“

Konzentration auf Arbeitsschwerpunkte

20 Jahre lang hat Christoph Karle als ehrenamtlicher geschäftsführender Präsident die Geschicke des BDB gelenkt und die Entwicklung des Verbands maßgeblich geprägt. Ins Amt gewählt wurde Karle 2004 bei der Hauptversammlung in Stockach und er erinnert sich noch gut, wie Christian Buss damals zu ihm sagte: „Das machst Du schon, ist nicht viel.“ Letzteres hatte höchstens für die ersten Wochen und Monate seiner Amtszeit Gültigkeit, danach war Christoph Karle nur noch auf der Überholspur unterwegs. In seiner Zeit als ehrenamtlicher Vizepräsident konnte er viele Themen begleiten und zusammen mit den Präsidenten und Präsidien vorantreiben. Darunter fällt etwa die Verlegung der Geschäftsstelle aus dem Kraichtal nach Staufen. In diesem Zuge wurde die Arbeit in der Geschäftsstelle professionalisiert, Serviceleistungen des BDB entwickelt und die Geschäftsstelle zum Kompetenz- und Servicezentrum ausgebaut. In unzähligen Gesprächsterminen, beispielsweise mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, dem Kultusministerium, dem Sozialministerium, dem Landesmusikrat und dem Verband der Musikschulen in Baden-Württemberg sowie in einer Vielzahl von Vereinen und Verbänden der Musik und Kultur hat Christoph Karle den BDB und die Interessen der Mitgliedsverbände und -vereine vertreten. Karle hat darüber hinaus nicht nur hier, sondern auch im Zusammenwirken mit vielen Präsidiumskollegen die Position des BDB in den Dachverbänden BMCO und BDMV immens gestärkt. Gemeinsam mit anderen hat er sich außerdem für die Gründung eines Amateurmusikverbandes in Baden-Württemberg – dem Landesmusikverband BW – starkgemacht. So wie er zu den Miterbauern des Landesmusikverbandes zählt, so hat Christoph Karle mit der positiven Entwicklung der Musikakademie das Fundament für die Beantragung der Landeszuschüsse für den Akademieneubau und die damit einhergehende Neuausrichtung des Verbandes gelegt.

Die Aufzählung von Christoph Karles Verdiensten ließe sich noch lange fortsetzen, über die wöchentlichen Hygienekonzepte, die den Vereinen in der Pandemie das Musizieren ermöglichten, die Weiterentwicklung der Verbandszeitschrift bis hin zum Akademieneubau, der vor seinen Ideen strotzt und in vielen Bereichen seine Handschrift trägt. „All diese Themen konnten nur mit einem starken und leistungsfähigen Team gestaltet werden, das immer von gegenseitiger Wertschätzung, Teamgeist und dem ‚notwendigen guten Ton‘ geprägt war“, betonte Karle. Aus seiner Sicht ist das eine Stärke des BDB: „Im BDB werden Themen in demokratischer und zielführender, jedoch auch wertschätzender Form zum Wohle des Verbandes und seiner Aufgaben in der Gesellschaft entwickelt.“

Große Ehre zum Abschied aus dem Ehrenamt: Christoph Karle freute sich über die Auszeichnung mit dem CISM-Verdienstkreuz, die ihm Präsident Dr. Patrick Rapp im Rahmen der Hauptversammlung verlieh.

Karle bedankte sich bei allen Wegbegleitern, den verschiedenen Präsidiumsmitgliedern, den Gremien und der Geschäftsstelle, besonders aber bei den Präsidenten Fritz Hörter, Helmut Rau und Patrick Rapp für „das hohe Vertrauen, das effektive und harmonische Miteinander sowie die vorbildliche Führung unseres BDB“.

Helmut Steinmann hat sein Leben der Blasmusik und Verbandsarbeit gewidmet. Bei seinem Abschied aus dem Präsidium des BDB ernannte ihn Präsident Dr. Patrick Rapp zum Ehrenmitglied im BDB.

Einen großen Dank sprach Christoph Karle Helmut Steinmann aus. „Du hast mich innerhalb des gesamten Aufbaus der Akademie vom ersten Tag an in meinen ehrenamtlichen Aufgaben vor Ort in Staufen in einzigartigem und hohem Maß unterstützt.“

Gemeinsamer Abschied aus dem Präsidium

Dass Christoph Karle nun gemeinsam mit seinem treuen Wegbegleiter Helmut Steinmann aus dem Präsidium verabschiedet wurde, ist stimmig. Beide haben zum Wohl des Verbandes und der BDB-Musikakademie viele Jahre lang eng zusammengearbeitet und dafür gesorgt, dass die BDB-Musikakademie zu einem Erfolgsmodell mit Strahlkraft in die ganze Amateurmusik und weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus wurde.

Auch Helmut Steinmann ist den Beweis nie schuldig geblieben, dass sein Herz für die Blasmusik und die Verbandsarbeit schlägt. 57 Jahre lang stellte er sich in den Dienst der Sache und engagierte sich zunächst im eigenen Verein und Verband, dann im Bund Deutscher Blasmusikverbände für die Blasmusik. Mit seinen vielen Verantwortungsbereichen und Ehrenämtern ist auch Helmut Steinmann zu einer prägenden Figur im BDB geworden: Er war Gründungsmitglied der BDB-Musikakademie, 28 Jahre lang Vizepräsident, 25 Jahre lang Vorsitzender des Fördervereins, Akademie-und Ehrungsbeauftragter. Wichtige Meilensteine seines Wirkens sind das 7. Bundesmusikfest des BDB, die Gründung und der Ausbau der BDB-Musikakademie und die Gründung des Fördervereins. Auch beim Akademieneubau gehört Helmut Steinmann zu den Weichenstellern. Mit seinem herausragenden ehrenamtlichen Wirken hat sich Helmut Steinmann große Verdienste und viele Auszeichnungen erworben. Zu den zahlreichen Auszeichnungen zählen unter anderem das Bundesverdienstkreuz, die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg sowie die Verdienstmedaille des Landkreises Lörrach. Bei seiner Verabschiedung aus dem Präsidium des BDB wurde Steinmann nun noch zum Ehrenmitglied und Ehrenakademiebeauftragter des BDB ernannt. Doch auch als solcher lässt er die Arbeit im BDB nicht gänzlich ruhen. Seine Aufgaben als Ehrungsbeauftragter wird er weiterhin erfüllen und auch künftig jeden Montag nach Staufen in die Akademie fahren, um Ehrungsanträge zu bearbeiten, Urkunden zu drucken und Ehrennadeln zu verschicken.

Bei Christoph Karles Abschied ebenfalls von einem partiellen Abschied zu sprechen, trifft es indes nicht ganz. Er übergibt zwar das Amt des geschäftsführenden Präsidenten, verspricht aber: „Ich bin nicht weg, sondern weiterhin 150 % und mit meiner ganzen Kraft für den BDB da.“ Die Delegierten der Hauptversammlung haben daran keinen Zweifel und verabschiedeten ihn mit Standing Ovations. Und wer ihn kennt, weiß, dass das keine leeren Worte sind.

Martina Faller