Nach 17 Jahren als Flötist im Israel Philharmonic Orchestra hat sich Eyal Ein-Habar nun dem Dirigieren und Lehren verschrieben und ist seit 2016 Professor für Querflöte an der Musikhochschule Münster. Und nicht nur das: Er hat auch während der Pandemie einen Onlinekurs für Flötisten entwickelt, um Menschen auf der ganzen Welt das Flötespielen näherzubringen.
Für Eyal Ein-Habar war die Musik schon immer Teil seines Lebens – denn sein Vater war selbst Akkordeonist und Pianist. Das färbte nicht nur auf ihn selbst, sondern auch auf seine Brüder ab, denn alle wurden später Musiker. „Unser Vater gab uns vor dem Schlafengehen immer Rhythmusunterricht, weil er glaubte, dass Rhythmus eines der wichtigsten Elemente in der Musik ist“, erinnert sich Ein-Habar in einem Interview. „Ich stimme ihm voll und ganz zu.“ Die Querflöte lernte er auch schon in Kindertagen kennen, da er in derselben Straße aufwuchs, in der sich die örtliche Musikschule befand. Zuerst lernte er Blockflöte, doch als ein Flötenlehrer an die Musikschule kam, war er von Anfang an von dem Instrument fasziniert. „Ich hatte zuerst nur Bilder gesehen“, erzählt Ein-Habar. „Doch schon die Bilder von diesem glänzenden Instrument mit seinen vielen Tasten, die sich gegenseitig bewegen können, und diese Mechanik haben mich sofort fasziniert.“ Nach dem ersten Kennenlernen war die Leidenschaft schnell geweckt, und schon bald nahm er an Kursen für Kammermusik teil und besuchte eine Schulklasse, die nur aus Musikern bestand. „Die Jugendlichen waren alle mit vollem Ernst und Leidenschaft bei der Sache und übten jeden Tag viereinhalb Stunden“, erinnert er sich. Für seine Karriere ganz besonders wichtig war, als er mit 19 Jahren gemeinsam mit dem weltberühmten französischen Flötisten J. P. Rampal auf der Bühne stand und das Konzert für zwei Flöten von Domenico Cimarosa aufführen durfte. Ein-Habar erinnert sich bis heute an die zwei Wochen der Tournee. „Seine Bühnenpräsenz, sein Ausdruck, seine Einstellung zur Musik, zur Bühne und zum Leben waren für mich einmalig und hatten eine tiefgreifende Wirkung auf mich.“
Das ganze Orchester statt nur die Flöte
Nach diesen Konzerten startete die internationale Karriere von Ein-Habar. Er spielte Solokonzerte und erhielt internationale Auszeichnungen. Während seines Musikstudiums in Europa nahm er an einem Probespiel für das Israel Philharmonic teil – danach brach er sein Studium ab, um siebzehn Jahre lang beim Israel Philharmonic zu bleiben. 2014 entschied er sich dazu, die professionelle Karriere als Flötist zu beenden und seine Leidenschaft für die Musik als Dirigent weiter auszuleben. „Ich wollte eine größere Perspektive haben“, erklärt Ein-Habar. „Wenn man spielt, gibt es sehr viele verschiedene Aspekte, auf die man sich konzentrieren kann. Aber wenn man dirigiert, gibt es da noch so viel mehr!“ Aus diesem Grund empfiehlt er auch Flötistinnen und Flötisten, sich immer die gesamte Partitur des Stückes anzusehen, das man spielt. Nur so könne man das Stück richtig verstehen. „Viele Werke, die ich bereits gespielt hatte und kannte, erschlossen sich mir erst vollständig, als ich die Partituren aufschlug“, berichtet er aus eigener Erfahrung.
„Es gibt kein Gefühl, das mit dem Erfolg eines Schülers vergleichbar ist“
Besonders gern unterrichtet er auch selbst. Seit 2016 ist Ein-Habar Professor für Flöte an der Musikhochschule Münster – eine Aufgabe, die er persönlich als sehr wichtig empfindet. „Als Lehrer und Erzieher gibt es viele Prinzipien und Werte, die man der nächsten Generation vermitteln kann. Und es gibt kein Gefühl, das mit dem Erfolg eines Schülers vergleichbar ist“, findet er. Das Unterrichten hat Ein-Habar auch während der Pandemie auf seine ganz eigene Art und Weise fortgeführt. Um Flötistinnen und Flötisten auf der ganzen Welt auch über das Internet zu erreichen, hat er einen eigenen Kurs gestaltet. In sechs Kapiteln kann man in fünf Stunden Videomaterial grundlegende Elemente des Flötenspiels kennenlernen – vom Klang über musikalische Aspekte bis hin zur Literaturauswahl. Ein-Habar selbst findet das Kapitel zu „häufigen Fehlern“ besonders interessant: „In meinen über 30 Jahren Musikerfahrung habe ich viele Tricks kennengelernt, um die weitverbreiteten Anfängerfehler zu vermeiden“, erklärt er. „So kann ich mein Wissen weitergeben.“ Es ist geplant, auch einen zweiten Kurs herauszubringen, der im Gegensatz zum ersten Kurs nicht nur auf Englisch sein soll.
Ein-Habar wird beim Querwind-Festival für Flöte an der BDB-Musikakademie in Staufen als Dozent dabei sein. Einen abschließenden Tipp hat er für alle, die sich darauf gerade vorbereiten: „Maximale Aufmerksamkeit in jedem Moment. Wenn die Aufmerksamkeit fehlt, ist die Übung nicht hilfreich und sogar schädlich.“
Monika Müller