Bläserklassen sind mittlerweile auch hier in Deutschland an vielen Schulen ein fester Bestandteil des Musikunterrichts in den Klassen 3 bis 6 geworden. Musiklehrerinnen und -lehrer geben sich dabei alle Mühe, sämtliche Kinder der Klasse mit ihren individuellen Anforderungen unter einen Hut zu bringen. Dabei hilft das Konzept Addizio! von Jörg Sommerfeld bereits seit einigen Jahren mit unterschiedlichen Stimmen, bei denen immer alle Kinder mitspielen können.

Bläserklassen oder allgemein Instrumentenklassen sind gerade in Schulen ein hervorragendes Konzept, um Kinder an Instrumente heranzuführen – sei es die Posaune, die Klarinette oder die Tuba. Hier kann durch gute Kooperation mit Musikschulen oder Musikvereinen ein Fundament geschaffen werden, durch das Kinder schon früh den Spaß an der Musik entdecken und mit etwas Glück auch dabei bleiben. Jörg Sommerfeld beschäftigt sich in Monheim schon seit vielen Jahren mit Instrumentenklassen und hat 2016 mit Addizio! ein eigenes Konzept für Bläserklassen veröffentlicht – neben seiner Arbeit als Musiklehrer, mittlerweile auch Musikschulleiter, Jazzsaxophonist, Komponist und Arrangeur. „Mein Bruder hat mich einmal gefragt, wann ich das alles mache. Die Antwort ist einfach – dann, wenn andere ein Buch lesen oder zocken, abends oder nachts“, schmunzelt Sommerfeld. „Aber ich mache es sehr gern, viel von dem, was ich tue, ist nur zur Hälfte Arbeit und zur anderen Hälfte Hobby.“

Zu Addizio! kam es, als Sommerfeld als Musiklehrer von seinem Chef gebeten wurde, eine Bläserklasse zu übernehmen, da ein Kollege ausgefallen sei. „Ich habe mich dann in das amerikanische Material eingearbeitet und festgestellt: Da habe ich selbst bessere Sachen da“, erinnert sich Sommerfeld, der zu dem Zeitpunkt schon über viel Erfahrung mit sehr unterschiedlichen Schulkooperationen verfügte.

Alle Kinder gleichermaßen fördern und fordern

Denn das Problem war, dass amerikanische Noten eigentlich für ältere Kindern ab etwa der 7. Klasse gedacht sind und zusätzlich alle Instrumente generell dasselbe spielen. Sommerfeld fand das nicht gut: „Jedes Instrument hat eine eigene optimale Lage. Beispielsweise konnte ein Horn manche Stücke einfach nicht mitspielen, weil sie für das Kind einfach zu hoch oder zu tief liegen.“ Ein weiterer wichtiger Punkt für ihn war, alle Kinder gleichermaßen fördern und fordern zu können. Sommerfeld erklärt: „Manche Kinder lernen einfach schneller als andere oder haben schon Vorbildung an einem anderen Instrument. Wenn nun alle dasselbe spielen, langweilen sich die Kinder, die schon weiter sind und die Kinder mit mehr Unterstützungsbedarf kommen nicht hinterher.“ Um hier Abhilfe zu schaffen, schrieb Sommerfeld einfache dreistimmige Sätze. Jedes Instrument hat dieselben Noten, aber die Kinder – oder die Lehrkraft – können die Stimme aussuchen, die die Kinder sich zutrauen oder ausprobieren sollen. „Eine Stimme ist immer etwas schwieriger als die anderen beiden“, erklärt Sommerfeld. „Außerdem kann so jeder einmal die Melodie spielen – egal, ob man Tuba oder Trompete lernt.“ Ein weiterer Vorteil der Mehrstimmigkeit: Es klingt für die Kinder angenehmer und sie haben schneller das Gefühl, Fortschritte zu erzielen.

Gute Intonation spielerisch lernen

Das Konzept von Addizio! ist transparent und einfach. Durch die chorische Dreistimmigkeit können die Kinder spielerisch lernen, wie beispielsweise gute Intonation funktioniert, ohne sich darauf zu konzentrieren. Die technischen Überlegungen im Hintergrund fallen ihnen gar nicht auf. „Der Witz ist auch, dass die Noten sehr übersichtlich aussehen“, erklärt Sommerfeld. „Mir war sehr wichtig, dass die Kinder erst einmal Noten lesen lernen und auch, wie man vom Blatt spielt. Diese Fertigkeit braucht man ja auch später in einem Orchester. Aber das lernt man eben nur dann, wenn man darin gefordert wird.“ Neben den Heften für die Kinder gibt es auch ein zusätzliches für die Lehrkraft mit vielen Hintergrundinformationen. „Die Grundsatzidee ist: Wenn man dirigieren kann, kann man mit Addizio! viel anfangen“, erklärt Sommerfeld. „Im Lehrerband sind die Partituren und all das Wissen, das ich mir selbst aneignen musste.

Es ist also auch ein Nachschlagewerk für Schulmusiker und Dirigenten, Instrumentallehrer brauchen das im Normalfall nicht.“ Außerdem gibt es mittlerweile auch eine Weihnachtsedition von Addizio!. Hier sind die Lieder von einfach nach schwierig sortiert. Das Heft ist aber eher als Zusatzmaterial gedacht und kann auch ohne Addizio! verwendet werden. „Es bleibt auf jeden Fall im Anfängerbereich, bei 1 bis 3 Lernjahren“, betont Sommerfeld. Beim Festival der Orchesterleitung im September wird Sommerfeld sein Konzept im Detail in der BDB-Musikakademie in Staufen präsentieren und alle Fragen beantworten – sofern Addizio! überhaupt Fragen übrig lässt.

Monika Müller