Das 9. Internationale Jugendkapellentreffen (IJKT) bietet Jugendorchestern eine große Bühne. In Wettbewerben, Wertungsspielen und bei Platzkonzerten stellen sie ihr musikalisches Können unter Beweis und bringen Ettlingen vom 18. bis 21. Mai vier Tage lang zum Klingen. Wie viel musikalische Power und Klasse in jungen Menschen steckt, das demonstrieren ausgewählte Jugendorchester auch bei den Konzerten. Welche Orchester es auf die großen Festivalbühnen geschafft haben, das verraten wir hier.
Den Auftakt macht das Sinfonische Jugendblasorchester Karlsruhe. Das SJBO eröffnet das Int. Jugendkapellentreffen in Ettlingen mit einem Galakonzert am Donnerstag, 18. Mai 2023, um 19 Uhr in der Stadthalle und steht dann gemeinsam mit Christoph Moschberger auf der Bühne. „Wir sind hoch motiviert und freuen uns auf einen schönen Konzertabend“, bekundet das Orchester auf Facebook. „Ganz besonders freut uns, einige Stücke gemeinsam mit Christoph Moschberger spielen zu dürfen.“ Neben Werken von Philip Sparke, Tomohiro Tatebe, Kenneth Williams, Satoshi Yagisawa und Guido Rennert stehen nämlich mit Paramount Rhapsody von Peter Graham und dem Trompetenkonzert En Aranjuez con tu amor auch zwei Werke auf dem Programm, die Stargast Christoph Moschberger als Solisten in Szene setzen. Kein Wunder also, dass alle Beteiligten dem Galakonzert zur Eröffnung des Internationalen Jugendkapellentreffens in Ettlingen entgegenfiebern und die Vorfreude auf das „Heimspiel“ vor den Toren von Karlsruhe von Tag zu Tag steigt. Ein Heimspiel wird das IJKT gleichsam auch für das JOK. JOK – hinter diesen drei Buchstaben verbirgt sich eines der ältesten Jugendblasorchester Deutschlands: das Jugendorchester Stadt Karlsruhe – laut dem Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup eine der „kulturellen Kostbarkeiten von Karlsruhe.“ Es wurde bereits 1883 gegründet und ist in seiner heutigen Form aus der ehemaligen Schülerkapelle Karlsruhe hervorgegangen. 2006 als Verein „Jugendorchester Stadt Karlsruhe“ neu gegründet, verfolgt das Jugendorchester Karlsruhe mit seiner engagierten Jugendarbeit seither das Ziel, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen kostengünstigen und qualifizierten Instrumentalunterricht zu ermöglichen und die Freude an der Musik und am gemeinsamen Musizieren zu vermitteln. Dass das gelingt, das belegt das Imagevideo des Jugendblasorchesters Karlsruhe auf mitreißende Weise. „All we need is Jazz and Funk, so let’s be happy“ singen und musizieren darin die Jugendlichen und bringen damit zum Ausdruck, wie viel Spaß sie im JOK und an der Musik haben.
Das Repertoire des JOK indes reduziert sich keineswegs auf Jazz und Funk. Vielmehr spielen die etwa 60 Musiker:innen im Alter von 12 bis 25 Jahren unter der Leitung von Thomas Paha „alles, was Freude macht“, von Beethoven über Pop bis hin zu Filmmusik. Und das wird auch beim Festivalkonzert am Freitag, 19. Mai 2023, um 19 Uhr in der Stadthalle der Fall sein. Mehr noch: Auch dem Publikum verspricht das Programm jede Menge Spaß und Freude. Spannt es doch den Bogen von festlichen Eröffnungsklängen und Transkriptionen klassischer Werke über klangvolle Originalkompositionen wie „Terra Pace“ von Mario Bürki und „Red Rock Mountain“ von Rossano Galante hin zu mitreißender Unterhaltungsmusik. Bestreiten wird das Jugendorchester Karlsruhe das Festivalkonzert gemeinsam mit dem Verbandsjugendorchester Rhein-Neckar. Das Orchester unter der Leitung von Dominik Koch hat sich ebenfalls einem breiten Repertoire verschrieben, ist im Vergleich zum JOK aber ein waschechter Jungspund. Nach mehreren gescheiterten Anläufen in den 1980er- und 1990er-Jahren hat sich das Verbandsjugendorchester erst 2012 fest formiert. Als musikalisches Aushängeschild und Repräsentant des Blasmusikverbandes hat es sich indes schnell etabliert. Und mittlerweile hat sich das Orchester ein gutes Fundament und einen größeren Stamm an jungen Musiker:innen erarbeitet. Mehr noch: Die noch junge Geschichte des Orchesters hat mit Konzertreisen und der Teilnahme am MID-Europe in Schladming 2016 und am Auswahlorchester-Wettbewerb in Balingen 2019 schon einige Höhepunkte aufzuweisen. Sogar ein Jubiläum konnte das Orchester bereits feiern.
Zum 10-jährigen Orchesterjubiläum, das gemeinsam mit dem 90-jährigenBestehen des Verbands gefeiert wurde, gab das Orchester eine Komposition in Auftrag. „Wir wollten ein Werk, das eine jugendliche Frische und Spritzigkeit ausstrahlt“, berichtet Dirigent Dominik M. Koch. Und das ist dem Komponisten Alexander Reuber offenbar gelungen. Raffiniert hat er darin sowohl den Wunsch des Präsidenten nach einem Zitat des Kirchenlieds „Großer Gott, wir loben dich“ verarbeitet als auch einen sinfonischen Marsch integriert, der ausgekoppelt von den Vereinen des Verbands gespielt werden kann. „Das ist ziemlich cool gemacht und macht was her“, weiß Koch. Das Werk mit dem Titel „Made for Youth“ wurde so inzwischen nicht nur zur Erkennungsmelodie des VJO, sondern auch zur identitätsstiftenden Melodie für alle Vereine im Verband. Dass „Made for Youth“ im Programm für das Festivalkonzert nicht fehlen darf, versteht sich von selbst. „Das passt perfekt in diesen Kontext und großartig zum IJKT“, ist sich Dominik Koch sicher. Darüber hinaus haben die rund 55 jungen Musiker:innen mit Lord Tullamore eine Originalkomposition genauso im Gepäck wie einen Samba über einen bekannten Sousa-Marsch und den Karneval von Venedig. Das bekannte Solostück von Jean Baptiste Arban setzt den jungen Trompeter und mehrfachen Jugend-musiziert-Preisträger Paul Rinneberg als Solisten in Szene und stellt die Qualität des Orchesters unter Beweis. „Wir freuen uns sehr auf das IJKT“, betont Koch. „Die Musiker:innen sind total motiviert und es macht mega Spaß, mit ihnen zu arbeiten.“ Dass die Teilnahme am IJKT der jungen Geschichte des Verbandsjugendorchesters Rhein-Neckar einen weiteren Höhepunkt hinzufügen und die Reihe „der tollen Konzerte“ des VJO fortsetzen wird, daran hat Koch nicht den geringsten Zweifel. Die Leidenschaft für die Blasmusik und der Spaß am Musizieren sind der gemeinsame Nenner aller teilnehmenden Orchester. Er führt beim IJKT jungen Menschen aus verschiedenen Regionen Deutschlands und dem benachbarten Ausland zusammen. Nichts anderes führte zur Gründung der Formation Bitte Blasmusik!. Sie ist der beste Beweis dafür, dass Musik Freude und Freunde macht. Denn in ihr hat sich eine Gruppe junger Musiker:innen zusammengefunden, die zwar aus verschiedenen Himmelsrichtungen, aus Nordrhein-Westfalen, vom Hochrhein, aus dem Großraum Karlsruhe und aus dem Markgräflerland kommt, aber genau das gemeinsam haben: die Liebe zur Blasmusik und die Freude am gemeinsamen Musizieren. Doch das ist längst nicht alles: Die rund 15 Musiker:innen sind allesamt langjährige Teilnehmer:innen des BDB-Musikcamps. Dort haben sie sich kennengelernt, dort sind sie über die Musik zusammengekommen, Freunde geworden und dort ist die Idee entstanden, sich auch übers Musikcamp hinaus zum gemeinsamen Musizieren zu treffen. Seit knapp zwei Jahren setzen sie diese Idee in die Tat um und treffen sich mal im Markgräflerland, mal in Karlsruhe zu Probenwochenenden, um ein Repertoire einzustudieren, das den Schwerpunkt auf traditionelle Blasmusik legt, aber auch Stücke von Viera Blech und eigene Arrangements umfasst. Ihre außergewöhnliche Interpretation vom „Böhmischen Traum“ jedenfalls kann sich hören lassen. Was für das eine Stück gilt, gilt auch für das ganze Programm. Es zeigt: Hier sind versierte Musiker:innen am Werk und echte Könner am Instrument. Dass sie Stimmung machen und gute Laune versprühen können, das hat die Formation bereits mehrfach bewiesen. An beidem werden sie es auch in Ettlingen nicht vermissen lassen. Und das ist genau das, was es im Anschluss an das Festivalkonzert für die After-Hour bei #meet#beat Blasmusik ab 21:30 Uhr in der Schlossgartenhalle braucht.
Zum Abschluss des Internationalen Jugendkapellentreffens in Ettlingen spielt am Samstag, 20. Mai 2023, um 19 Uhr beim Preisträgerkonzert in der Stadthalle ein Orchester aus dem südlichsten Zipfel des BDB: das Verbandsjugendorchester Hochrhein. Die Entfernung Waldshut-Ettlingen mutet indes wie ein Katzensprung an im Vergleich zu den Distanzen, die das aktive Auswahlorchester ansonsten als musikalischer Botschafter des Blasmusikverbandes Hochrhein zurücklegt. Dort gehört die Blasmusik zur DNA der Region, auch bei jungen Menschen. „Blasmusik hat bei uns im Landkreis Waldshut eine lange Tradition. In jeder Gemeinde gibt es mindestens einen Musikverein“, sagt Felix Schreiner, Präsident des Blasmusikverbandes Hochrhein. Der Verband ist mit rund 5.500 Musiker:innen aus 101 Vereinen einer der größten und aktivsten Kreisverbände Baden-Württembergs. Mit einer engagierten Jugendarbeit tut er sein Bestes, um den Nachwuchs zu fördern und jungen, talentierten und leistungsbereiten Musiker:innen die Möglichkeit zu geben, anspruchsvolle Literatur zu spielen und sich als Musiker:in weiterzuentwickeln. Das spiegelt sich auch in den Verbandsformationen wider. Neben dem 1986 gegründeten Verbandsjugendorchester gibt es mittlerweile auch eine verbandseigene Big Band, in der Jugendliche unter der Leitung von Frank Pohl lässigen Big-Band-Sound und ein Repertoire pflegen, das von Jazz über Reggae bis hin zu klassischen Big-Band-Werken reicht. Das VJO indes hat sich als voll ausgebautes sinfonisches Blasorchester der sinfonischen Literatur verschrieben und bereichert mit seinen Konzerten das kulturelle und musikalische Angebot nicht nur am Hochrhein. Dank der internationalen, ja weltweiten Kontakte seines Dirigenten Julian Gibbons trägt das Verbandsjugendorchester die Botschaft der Musik vielmehr in alle Herren Länder. Alle zwei Jahre geht Gibbons mit dem Orchester auf Tournee und führt es immer wieder aufs Neue auf unvergesslichen Konzertreisen in die unterschiedlichsten Länder. Ziele der Tourneen waren bereits England, Schweden, Portugal, Weißrussland, Kanada/USA, Norwegen, Irland, Malta, Island und zuletzt Nordmazedonien und Griechenland. Innerhalb Deutschland führten Konzertreisen die Musiker:innen 2021 und 2022 an die Ostsee, nach Berlin und Dresden. In Ettlingen darf das international weitgereiste Orchester deshalb nicht fehlen. Mit einem rund 30-minütigen Programm rollt es im Preisträgerkonzert mit zwei klangvollen Werken den roten Teppich aus für das Projektorchester Südwestwind. So werden sie mit Olympic Spirit von John Williams, der Eröffnungsfanfare der Olympischen Sommerspiele 1988, das Preisträgerkonzert klangvoll eröffnen und anschließend das Publikum mit dem dreiteiligen Werk Tales und Legends von Etienne Crausaz mit bewegenden Geschichten von Hexen und Hofnarren in die Welt des Mittelalters entführen.
Das Projektorchester Südwestwind wird anschließend mit einem reizvollen Programm den musikalischen Schlusspunkt für das Internationale Jugendkapellentreffen Ettlingen setzen, das unter der Leitung von Marc Lange und Denis Laile am selben Tag erarbeitet wird.