Tolle Programmpunkte mit großartiger Musik, herausragende Leistungen bei Wettbewerben und Wertungsspielen und ein einzigartiges Zusammenwirken aller Akteur:innen machten das 9. Internationale Jugendkapellentreffen zu „einem riesengroßen Erfolg“ und „wunderbaren Jugendfestival“ in einer herrlichen Gastgeberstadt. Danke Ettlingen – und Chapeau BDB-Bläserjugend!

Was lange währt, wird endlich … großartig! Die Corona-Pandemie stellte die Geduld der BDB-Bläserjugend auf eine harte Probe. Mitte Mai aber war es dann so weit und das, worauf die BDB-Bläserjugend drei Jahre lang hingearbeitet hatte, konnte, so Marco Geigges, „endlich, endlich“ stattfinden. Die Freude darüber war bei den Verantwortlichen, allen voran dem Vorsitzenden der BDB-Bläserjugend, deutlich zu spüren. „Von jungen Menschen für junge Menschen organisiert, stellt das IJKT vier Tage lang in den Mittelpunkt, was in den letzten Jahren zu kurz kam“, betonte auch BDB-Präsident Dr. Patrick Rapp MdL in seiner Begrüßung: „Die Freude am gemeinsamen Musizieren, das Zusammenkommen in der Gemeinschaft und die Möglichkeit, Spaß zu haben und etwas zu erleben.“ Und für all das bot das IJKT eine großartige Bühne und Ettlingen mit tollen Spielstätten, kurzen Wegen und einer exzellenten Infrastruktur den perfekten Rahmen und ideale Voraussetzungen. „Wir sind stolz darauf, dass Ettlingen den Rahmen für das IJKT bietet“, sagte Oberbürgermeister Johannes Arnold in seinem Grußwort und wünschte allen Teilnehmenden „musikalisch wunderbare Tage“. „Zünden Sie ein musikalisches Feuerwerk und schließen Sie Freundschaften, auch mit der Stadt Ettlingen.“ Die teilnehmenden Jugendorchester, Bläserklassen und Ensembles ließen sich nicht lange bitten. War doch für viele Orchester das IJKT das erste große und lang herbeigesehnte Gemeinschaftserlebnis seit dem Ausbruch der Pandemie. „Für unser Orchester ist das die erste Reise seit 2019“, berichteten Marina Schadauer und Kati Schnurglhofer aus Haag in Österreich. Die Teilnahme am IJKT war für die beiden Mädchen „ein unvergessliches Erlebnis“. „Ettlingen ist so schön“, schwärmten sie und ließen keinen Zweifel daran, wie sehr sie das Festival genossen, „vor allem die Abendveranstaltungen in der Schlossgartenhalle“. Das Jugendblasorchester Haag ließ nichts aus und nahm alles mit, was das Festival bot. Die 55 jungen Musiker:innen spielten bei music-to-go ein Platzkonzert, waren selbstverständlich beim Flashmob mit dabei und nahmen auch am Wettbewerb teil. Dass sie dort ein hervorragendes Ergebnis erzielten, setzte ihrem IJKT-Besuch das Sahnehäubchen auf. Voll ausgekostet hat auch die Stadtjugendkapelle Zirndorf ihren Aufenthalt in Ettlingen. Sie blieben die vollen vier Tage, nahmen ebenfalls am Wettbewerb teil und ließen es sich nicht nehmen, gleich zwei Platzkonzerte zu spielen. „Wir sind seit Donnerstag hier und alles ist perfekt gelungen“, lobte Adelheid Seifert von der Stadtjugendkapelle Zirndorf die Organisator:innen. Die 21-jährige Annika Schäfer ergänzt: „Alles ist super organisiert – und Ettlingen ist wunderschön, das hätte ich nicht gedacht.“ Die roten Uniformen der Zirndorfer Musikant:innen sorgten genauso wie die bunten Vereinsshirts der anderen teilnehmenden Ensembles vier Tage lang für fröhliche Farbtupfer im Stadtbild von Ettlingen. Mehr noch: auf allen Wegen ein heiteres Gewusel junger Menschen. Ganze Pulks junger Musiker:innen pilgerten durch die Stadt, unterwegs vom Übernachtungsquartier zu den Spielstätten oder von dort zu den Mahlzeiten im Eichendorff-Gymnasium. Dort wirbelten Mensa-Leiterin Sabine Zorn und ihr Team vom Förderverein des Gymnasiums. Dass der Förderverein für das leibliche Wohl der Festivalbesucher:innen sorgte und die Bewirtung übernahm, war für das Organisationsteam ein Glücksfall. Mehr als ein Dutzend Helfer:innen packten mit an und sorgten mit fleißigen Händen dafür, dass es schmeckte und die Festivalbesucher:innen satt wurden. Als am Sonntagmorgen der letzte Bus abgereist war, hatte das Küchenteam laut Plan 731 Frühstücke, 910 Mittagessen und 1.350 Abendessen zubereitet.

Jugendkapelle Zirndorf beim 9. IJKT in Ettlingen

Ohnehin zeichnete sich schnell ab, dass das IJKT ein Festival der Spitzenleistungen und Superlativen werden würde, logistisch, vor allem aber auch musikalisch. Schon das Eröffnungskonzert am Donnerstag mit dem Sinfonischen Jugendblasorchester Karlsruhe (SJBO) geriet zum fulminanten Auftakt. Unter der Leitung von Stefan Kollmann und Susanne Bader boten die rund 80 Jugendlichen einem großen Publikum, das mit vielen Ehrengästen aus Politik und Musik gespickt war, darunter auch BDB-Ehrenpräsident Fritz Hörter sowie die Ehrenmitglieder Emil Weschler und Peter Brenner, ein mitreißendes Konzert der musikalischen Extraklasse. Mit festlichen Klängen aus Werken von Kenneth Williams, Philip Sparke und Tomohiro Tatebe eröffnete das SJBO Karlsruhe das Galakonzert in der Stadthalle Ettlingen und glänzte mit reifer Musikalität, geschmackvollen Klangmischungen und einer beeindruckenden Klangbalance. Zu den unumstrittenen Höhepunkten des Konzerts wurden die Solo-Werke mit Christoph Moschberger, einem der spannendsten Trompetensolisten seiner Generation. In der ihm auf den Leib geschriebenen „Paramount Rhapsody“ von Peter Graham und mit dem Trompetenklassiker „En Aranjuez con tu amor“ von Joaquin Rodrigo bestach der vielseitige Trompeter mit virtuosem Spiel und einem unvergleichlichen Flügelhorn-Sound – Gänsehautmomente und Glücksgefühle nicht nur bei den Zuhörenden. „Wir waren geflasht von der Souveränität und Virtuosität unseres Solisten“, bekundete die junge Moderatorin des SJBO. Dass es dem Publikum mindestens genauso gut gefallen hatte, daran ließen die Standing Ovations und nicht enden wollenden Beifallsstürme keinen Zweifel. Das schmissige Guido-Rennert-Arrangement der größten Udo-Jürgens-Hits, noch einmal schwung- und klangvoll dargeboten vom SJBO Karlsruhe, beschloss den ersten Konzertabend des IJKT und sorgte für viel begeisterten Gesprächsstoff unter den Teilnehmenden. „Das Eröffnungskonzert war geradezu genial und das Sinfonische Jugendblasorchester Karlsruhe hat gezeigt, zu welchen Höhenflügen unsere Jugend fähig ist“, freute sich anschließend BDB-Präsident Dr. Patrick Rapp MdL. Obwohl das SJBO Karlsruhe beim Eröffnungskonzert die Messlatte hochlegte, mussten sich auch die Protagonist:innen des Festivalkonzerts am Freitag keinesfalls verstecken. Hochkonzentriert, motiviert und mit Spielfreude gingen die Musiker:innen des Jugendorchesters der Stadt Karlsruhe bei ihrem Auftritt ans Werk und boten unter der Leitung von Thomas Paha ein Programm, das von festlichen Eröffnungsklängen und den rumänischen Volkstänzen von Béla Bartok über die Originalkompositionen „Terra Pacem“ von Mario Bürki und „Red Rock Mountain“ von Rossano Galante bis hin zu den großen ABBA-Hits reichte.

Nach der Pause nahm das Verbandsjugendorchester Rhein-Neckar (VJO) unter der Leitung von Dominik Koch auf der Bühne in der Stadthalle Platz, um die zweite Konzerthälfte zu bestreiten. Und so bunt wie die Besetzung des sich aus Musiker:innen aus dem ganzen Kreisverband zusammensetzende Orchester war auch dessen Repertoire. Nach einer Eröffnungsfanfare aus der Feder des japanischen Komponisten Satoshi Yagisawa setzte das VJO Rhein-Neckar sein Programm mit dem Werk „Lord Tullamore“ fort und mit dem Bravourstück „Der Carneval von Venedig“ virtuos den jungen Trompeter Paul Rinneberg als Solisten in Szene. Das Auftragswerk von Alexander Reuber mit dem programmatischen Titel „Made for You(th)“ zeigte mit einem schwungvollen Marsch und Zitaten aus einem Kirchenlied, eingebettet in eine moderne Originalkomposition für sinfonisches Blasorchester, die verschiedenen Facetten der Blasmusik auf und bildete den jugendlichen Charakter und die Spielfreude des dynamischen Jugendorchesters perfekt ab. Besonders ausleben konnten die jungen Musiker:innen diese Spielfreude noch einmal bei einem Sousa-Marsch, der effektvoll als Samba daherkam, bevor sie mit dem Stück „80er-Kult(tour) 2“ von Thiemo Kraas dem Festivalkonzert einen schmissigen Schlusspunkt setzten.

Dass mit dem letzten Ton in der Stadthalle noch lange nicht Schluss war, versteht sich von selbst. Auch langes Verweilen und gemütliches Plaudern war bei den Teilnehmenden nicht angesagt. Stattdessen ging es im schnellen Schritt quer durch die Altstadt zur Schlossgartenhalle, um dort bei den Veranstaltungen von #meet#beat weiterzufeiern.

#meet#beat

Jeder, der dem Vorurteil aufsaß, Blasmusik sei langweilig und uncool, wurde durch das Format #meet#beat eines Besseren belehrt. An drei Abenden hintereinander stiegen in der Schlossgartenhalle ausgelassene Partys mit einer Atmosphäre wie bei Pop- und Rock-Konzerten. Schon am Donnerstag bot die Big Band „Up to date“ mit stimmungsvoll inszenierten Titeln aus der Ära von Frank Sinatra und Ella Fitzgerald eine großartige Show aus gutem Swing, Jazz und klassisch-eleganter Live-Unterhaltung voller Spielfreude und Augenzwinkern. Beste Voraussetzungen also, um gemeinsam zu feiern und Party zu machen. Und die Musikjugend nahm die Gelegenheit dankend an. Unter ihnen war am Freitag auch Peter Sperling. Der Schlagwerker war mit dem Verbandsjugendorchester Hochrhein (VJO) bereits am Vortag angereist. Tagsüber wurde noch einmal intensiv das Programm für den Wettbewerb geprobt, an Feinheiten gearbeitet und sich aufeinander eingegroovt, abends die Konzerte und Events mitgenommen. „Ein cooler Mix“, wie Peter Sperling findet. Gemeinsam mit seinen Orchesterkamerad:innen hat er noch bis am späten Abend in der Schlossgartenhalle gefeiert und Party gemacht. Aufgespielt hat dort am Freitagabend das Ensemble „Bitte Blasmusik“, eine Formation aus jungen Musizierenden in Peters Alter, die sich aus dem BDB-Musikcamp formiert hat, um Musik zu spielen, die ihnen und Gleichaltrigen Spaß macht. Mit eigenen Arrangements von Bruno Mars-Hits, Malle-Schlagern oder Disco-Krachern sowie außergewöhnlichen Interpretationen von Polka-Hits heizten sie die Stimmung an. Dass junge Leute zu Blasmusik Pogo tanzen und zu den Stücken „Böhmischer Traum“ und „Auf der Vogelwiese“ abfeiern wie auf einem Pop-Konzert, wer hätte das gedacht?

Am Samstagabend setzte die 8-köpfige Band „Fättes Blech“ dem mit ihrer energiegeladenen Mischung aus Hip-Hop, Pop und Jazz, Rap und Gesang noch die Krone auf. Innerhalb Sekunden sprang der Funke von der Bühne in den Saal und verwandelte das Publikum in eine ausgelassen tanzende Meute. Da wurde Pogo getanzt, gehüpft und gesprungen, sich an den Schultern gefasst, in den Armen gelegen und buchstäblich gefeiert bis zum Abwinken. Und überall lachende Gesichter und pure Lebensfreude. „Das Konzept der #meet#beat-Abendveranstaltungen ging voll auf“, freute sich der Vorsitzende der BDB-Bläserjugend Marco Geigges. „Wir wollten einen Begegnungscharakter schaffen. Dass sich die Musiker:innen aus unterschiedlichen Orchestern treffen und kennenlernen.“ Und diese Intention ging ganz wunderbar in Erfüllung.

music-to-go

Die musikalische Begegnung stand auch beim Format music-to-go im Vordergrund. Konnten sich die teilnehmenden Jugendensembles doch nicht nur bei Saalkonzerten, Wettbewerben und Wertungsspielen musikalisch präsentieren. Vielmehr fanden sie im Format music-to-go auch auf den Straßen und Plätzen von Ettlingen eine Bühne. Und zahlreiche Formationen nutzten das Format, um im Freien Platzkonzerte zu spielen und so die ganze Altstadt von Ettlingen zum Klingen zu bringen. So gab es nicht nur auf der Bühne vor dem Schloss ein regelrechtes Stelldichein der Jugendblasorchester, auch vor dem historischen Rathaus wurde aufgespielt. Und überall, wo Musik erklang, strömten die Passant:innen hin, um der Musik zu lauschen und das Können der Kinder und Jugendlichen mit Beifall zu honorieren. Im Getümmel vor den Bühnen waren aber stets auch andere Jungmusiker:innen auszumachen, die – mit Instrumentenkoffern auf dem Rücken und Notentaschen in den Händen – neugierig die Hälse reckten und die Ohren spitzten, um gleichsam der Konkurrenz zu lauschen. „Es geht ums Hören und Gehörtwerden“, wusste Marco Geigges, „darum, über den Tellerrand hinauszublicken und zu schauen, was die anderen machen“. Und alle machten es gut und zeigten sich von ihrer besten Seite. Innerhalb kürzester Zeit und mit wenigen Takten spielten sich dort die „Start-Kapelle Steinbach“, ein Nachwuchsensemble aus 8- bis 14-Jährigen, die jungen Musiker:innen der Bläserklasse Bönnigheim und viele weitere Ensembles in die Herzen der Zuhörenden. Die „Evergreen Swing Attack“ vom Musikverein Edelweiß Busenbach änderte für ein Brautpaar, das angelockt von der Musik den Weg vom Standesamt zum Schlossplatz gefunden hatte, spontan ihr Programm und spielte mit „Love is in the air“ zum ersten Hochzeitstanz auf. Und die Stadtjugendkapelle Zirndorf ließ es sich nicht nehmen, zusätzlich zu ihrer Wettbewerbsteilnahme gleich zweimal bei musicto-go mitzuwirken, um die Altstadt unter anderem mit ihrem Frankenmarsch musikalisch zu beleben. Während die Juroren bei den Wettbewerben und Wertungsspielen Punkte und Prädikate vergaben, wurde bei music-to-go mit den Händen abgestimmt. Und der Applaus war groß. Doch Jubel gab es nicht nur vor den Bühnen, sondern mitunter auch darauf. Als der Bönnigheimer Stadtmusikdirektor nach etlichen Zugaben die letzte mit den Worten ankündigte „Zum Abschluss spielen wir noch ‚Let’s rock‘“, schlug ihm aus den Reihen seiner jungen Musiker:innen ein begeistertes „Jaaaa“ entgegen. Gibt es einen besseren Beweis für die ohnehin schon offensichtliche Freude am gemeinsamen Musizieren?

Flashmob beim IJKT 2023

Der Flashmob

Erst recht unüberhörbar wurde die Freude an Musik und Gemeinschaft beim Flashmob am Samstagnachmittag. „Ettlingen ist für vier Tage die neue Kulturhauptstadt Baden-Württembergs und Musik die Weltsprache Nummer 1“, rief BDB-Präsident Dr. Patrick Rapp MdL am Samstag von der Bühne vor dem Ettlinger Schloss herab den Menschen auf dem Schlossplatz zu. Dort hatten sich nicht nur zwischen 500 und 600 junge Blasmusiker:innen versammelt, sondern, angelockt von den musikalischen Klängen, auch viele Besucher:innen aus Ettlingen und dem Umland. Absichtlich oder zufällig vom Flashmob mitgerissen und auf den Schlossplatz gespült, säumten sie die Straßen und den Schlossplatz und applaudierten den vorbeiziehenden Musikgruppen. Doch egal, ob sie zielgerichtet oder ungewollt in den Flashmob geraten waren, alle freuten sich am musikalischen Treiben der jungen Leute. „Wir freuen uns über all die Kinder, die Musik machen und die Kulisse, vor allem mit den Blumenbällen, ist phänomenal, ein tolles Flair“, freute sich ein Passant. Aus verschiedenen Richtungen hatten sich die jungen Musiker:innen nicht im Orchesterverband, sondern nach Instrumenten in fünf Gruppen aufgeteilt, musizierend auf den Weg gemacht, um den Schlossplatz zu fluten und musikalisch zu erobern. Vom Hugo-Rimmelspacher-Platz kamen die Flötist:innen, vom Erwin-Vetter-Platz und von der Marktstraße stießen die Trompeten, aus anderen Richtungen Hörner, Tuben und Posaunen musizierend hinzu. Schon bald war der Schlossplatz gefüllt mit jungen Musiker:innen und ihren Instrumenten, deren Messing im Sonnenschein glänzte und funkelte. Dort vereinten sich die unterschiedlichen musikalischen Cluster zu einer einzigen Melodie und alle Instrumentengruppen zu einem Orchester. Dirigiert von Jakob Scherzinger, stellvertretendem Vorsitzenden der BDB-Bläserjugend, erklang „Die Ode an die Freude“ aus der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven. Und alles, was kein Instrument in den Händen oder am Mund hatte, summte oder sang freudig mit und stimmte in den am Ende aufbrandenden Jubel mit ein. Auch Christoph Bader, Kulturamtsleiter der Stadt Ettlingen, freute sich. „Das war richtig klasse! Wir haben die Stadt schon lange nicht mehr so musikalisch erlebt.“ Getragen von diesem Hochgefühl ging es anschließend für ein letztes Mal in die Stadthalle, wo das VJO und das Projektorchester Südwestwind der Preisverleihung den passenden musikalischen Rahmen boten.

Die Wertungsspiele

Die Preise, die Jakob Scherzinger, Matthias Wolf und Christoph Bader dort gemeinsam verleihen konnten, wurden bei den Wettbewerben in der Stadthalle und den Wertungsspielen in der Musikschule am Freitag und Samstag erspielt. 20 Bläserklassen, Ensembles und Jugendorchester stellten sich an den verschiedenen Spielstätten der Bewertung durch eine kompetente Jury. „Wettbewerbe und Wertungsspiele gehören beim IJKT einfach dazu. Wir wollen den Jugendorchestern und Ensembles eine Bühne bieten, auf der sie sich messen können und von einer qualifizierten Jury ein Feedback bekommen“, erklärte Marco Geigges. Genau diese Intention verband das Jugendorchester des Musikvereins „Edelweiß“ Pfaffenrot mit seiner Teilnahme am Wertungsspiel in der Kategorie 3 (mittel). In Grüppchen standen die 34 jungen Musiker:innen am Samstagnachmittag vor der Stadthalle Ettlingen und warteten darauf, ihre Stücke „Adventure“ von Markus Götz und „Schmelzende Riesen“ von Armin Kofler der Jury und dem Publikum präsentieren zu dürfen. „Wir wollen schauen, wo wir stehen und wo wir uns verbessern können“, betonte Dirigent Jonas Kunz. „Verbessern geht immer!“, mischte sich einer seiner Musiker ins Gespräch und eine Kameradin fand: „Es ist immer gut, neue Herausforderungen und neue Ziele zu haben“, auch als „Grund aufs Probenwochenende zu gehen“, wie ein dritter lachend ergänzte, „denn das ist immer cool!“ In der Stadthalle war es unterdessen für ein anderes Orchester ernst geworden. Eingekleidet in ihre mittelfränkische Tracht – mit weißen Hemden und roten Westen – präsentierte dort die Stadtjugendkapelle Zirndorf ihr Pflichtstück, die „Little Concert Suite“ des US-amerikanischen Blasorchester-Komponisten Alfred Reed, während auf der Empore vier Juroren, allesamt professionelle Musiker und erfahrene Dirigenten, ihre Ohren spitzten, um zu hören, wie es im Ensemble um Intonation, Timing, Klangbalance und Zusammenspiel bestellt war. „Es geht nicht in erster Linie um Perfektion“, wusste Rudolf Heidler. „Spielfreude ist gerade bei den Kindern das Wichtigste“, betonte der Jury-Vorsitzende. Sich diesem Vorspielen, dem Wettbewerb, zu stellen, sei eine wertvolle Erfahrung. „Ich höre immer wieder von ehemaligen Schüler:innen, dass ihnen das auch später im Berufsleben viel gebracht hat.“

Urkundenübergabe beim 9. IJKT in Ettlingen.

Umso besser aber, wenn Spielfreude und Perfektion zusammenkommen wie beim Verbandsjugendorchester Hochrhein. Dort gehören Wettbewerbsteilnahmen zum Programm – aus Überzeugung. „Es tut jungen Leuten gut, wenn sie ein bisschen Druck und ein Ziel haben, auf das sie hinarbeiten können“, zeigte sich Dirigent Julian Gibbons überzeugt. „Wir wollen gucken, wo wir stehen und vielleicht einen Wettbewerb gewinnen.“ „Das Selbstauswahlstück haben wir schon letztes Jahr angefangen zu proben und einmal schon bei einem Konzert aufgeführt“, berichtete die 17-jährige Tubistin Sarah Raif. „Aber eigentlich haben wir uns auch speziell auf den Wettbewerb vorbereitet“, ergänzte sie. Immerhin befindet sich das VJO in einer Neuaufbauphase, in der es viele Neulinge in das Orchester zu integrieren gilt. Zusätzlich zu den regelmäßigen Proben einmal im Monat kamen deshalb „kleine Probenwochenenden und eine Probenphase dazu“, wie Schlagwerker Peter Sperling erzählte. Die intensive Vorbereitung hat sich gelohnt. Mit einer musikalischen Spitzenleistung und den beiden Stücken „Tales & Legends“ von Etienne Crausaz und „Almansa“ von Ferrer Ferran erzielte das VJO Hochrhein ein herausragendes Ergebnis.

Abschluss und Preisverleihung

Entsprechend frenetisch fiel der Jubel aus, als die Ergebnisse im Wettbewerb für Jugendblasorchester verkündet wurden. In der Kategorie „sehr schwer“ erzielte das Verbandsjugendorchester Hochrhein unter der Leitung von Julian Gibbons sensationelle 96,3 Punkte und kam damit von allen teilnehmenden Orchestern der maximalen Punktzahl 100 am nächsten. Dass sie diese redlich verdient haben, stellten sie in der zweiten Hälfte des Abschlusskonzerts am Samstagabend mit großer Spielfreude, technischer Präzision und nuanciertem Klang eindrücklich unter Beweis. Grund zum Jubeln hatte auch das Orchester „Südbaden Winds“ aus dem Alemannischen Blasmusikverband. Unter der Leitung von Gordon Hein erspielten sie sich in der Kategorie „schwer“ 92,7 Punkte.Und auch dem Jugendblasorchester Haag aus Österreich gelang es, die 90-Punkte-Marke zu knacken. Mit 94,5 Punkten erreichten sie in der Kategorie „mittel“ ein ausgezeichnetes Ergebnis. „In allen Kategorien der Wertungsspiele und Wettbewerbe gab es herausragende Leistungen und hervorragende Erfolge“, freute sich der Vorsitzende der BDB-Bläserjugend Marco Geigges. Und jede Leistung, jeder Erfolg wurde gefeiert und beklatscht: Das Prädikat „ausgezeichnet“ in der Kategorie „sehr leicht“ der Jugendkapelle Waltershofen genauso wie der Wettbewerbserfolg des VJO Hochrhein.

Zwar nicht den Anforderungen eines Wettbewerbs, dafür aber einer ganz besonderen Herausforderung, hatte sich im Rahmen des IJKT das verbandsübergreifende Projektorchester „Südwestwind“ unter der Leitung von Marc Lange und Denis Laile gestellt. An nur einem Tag studierten rund 60 junge Musiker:innen aus ganz Baden-Württemberg, die sich noch nie gesehen und noch keinen einzigen Ton gemeinsam gespielt hatten, ein Konzertprogramm ein und brachten es beim Abschlusskonzert zur Aufführung. Das Stück „Dream, Imagine, Live“ von Larry Clark wurde dabei zum programmatischen Titel für das IJKT und zur passenden Eröffnung für das Abschlusskonzert. „Wir haben lange vom IJKT geträumt und es uns vorgestellt und konnten jetzt endlich unseren Traum erfüllen“, betonte Jakob Scherzinger, stellvertretender Leiter der BDB-Bläserjugend. Klangund effektvoll interpretierte das Projektorchester die Titel „Flight – Adventure in the Sky“ von Benjamin Yeo und den Ska for Wind Orchestra „Full of Beans“ von Thiemo Krass, bevor es das Siegerwerk „Greta“ von Uwe Bye des für das IJKT ausgeschriebenen Komponistenwettbewerbs zur Welturaufführung brachte.

„Das IJKT war ein rauschendes Fest“, betonte Christoph Bader beim Abschlusskonzert in der Stadthalle und griff noch einmal die Verse aus der „Ode an die Freude“ auf. „Wir konnten sehen, wie der Zauber bindet und wie Verbrüderung funktioniert.“ Auch bei den Verantwortlichen der BDB-Bläserjugend gab es am Ende nur glückliche Gesichter über den großartigen Erfolg des 9. Internationalen Jugendkapellentreffens. „Mein großer Dank gilt allen ehrenamtlichen Helfer:innen, die jede kurzfristige Herausforderung gemeistert haben und zum großen Erfolg des IJKT beigetragen haben“, sagte Marco Geigges. BDB-Präsident Dr. Patrick Rapp MdL schloss sich diesen Worten vorbehaltlos an. „Es ist für uns alle im BDB etwas ganz besonderes, eine so aktive Bläserjugend zu haben, die freundschaftlich, professionell, empathisch und äußerst kreativ ein so erfolgreiches Jugendkapellentreffen durchführt, betonte Rapp. „Die Bläserjugend ist eine BDB-Perle, die wir alle pflegen und fördern müssen.“ Chapeau BDB-Bläserjugend!

Text: Martina Faller
Fotos: Sigrid Baumann, Martina Faller, Karla Gröbel, Vincent Gröbel, Thomas Nowottny, Elisabeth Rösch, Helena Scherzinger