Die über 14,3 Millionen Menschen, die in Deutschland in ihrer Freizeit Musik machen, dürfen sich freuen. Denn ab sofort können sich Musikensembles, Chöre, Orchester, Bands und Organisationen aus der Amateurmusik um eine Förderung von Projekten aus dem mit 5 Millionen Euro ausgestatteten Amateurmusikfonds bewerben.

Der Fonds soll die Strukturen der Amateurmusik nach der Corona-Pandemie in der Fläche sichern und die Musikensembles unterstützen, sich neuen künstlerischen Projekten und Ausdrucksformen zu widmen.

In seiner Bereinigungssitzung zum Haushalt 2023 fällte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages am 10. November 2022 einen Beschluss mit Signalwirkung: Er beschloss erstmalig die Einrichtung eines Amateurmusikfonds. Mit dem Fonds wird eine Musikszene bedacht, in der bundesweit rund 14 Millionen Menschen und 100 000 Ensembles aktiv sind. „Der Amateurmusikfonds ist ein Meilenstein für die Amateurmusikszene und ein großartiger Erfolg“, betonte Benjamin Strasser MdB und Präsident des Bundesmusikverbands Chor & Orchester (BMCO) in einer Pressemitteilung. „Dahinter steht das Bekenntnis der Bundesregierung für die Musik- und Kulturförderung in ihrer ganzen Vielfalt.

Nachhaltig angelegte Förderung

Der Amateurmusikfonds stellt eine gezielte Mehrinvestition in den sozialen Zusammenhalt dar und ermöglicht, dass auch zukünftig mehr als 14,3 Millionen Menschen in ihrer Freizeit musizieren können. Diese nachhaltig angelegte Förderung legt den Grundstein für eine Reihe wegweisender Zukunftsprojekte: Wir werden den vielen Chören und Orchestern weiterhin konkrete Service- und Beratungsleistungen anbieten können. Wir werden noch intensiver den künstlerischen Nachwuchs fördern, das Ehrenamt entlasten und die musikalische Arbeit in der Fläche ganz neu denken. Der Amateurmusikfonds wird besonders im ländlichen Raum oder strukturschwachen Regionen wichtige Impulse setzen und einen Beitrag zu gleichwertigen Lebensverhältnissen leisten.“ Und auch Michael Weber, 1. Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände (BDMV) freut sich: „Das hat es noch nie vorher gegeben. Erstmalig erhält die Amateurmusik einen Haushaltstitel im Bund.“

Der BMCO hatte sich als Dachverband der Amateurmusik in den letzten Jahren intensiv für eine solche Bundesförderung der Musik in der Breite eingesetzt, um eine strukturelle Unterstützung für die Amateurmusik zu erreichen. Der Deutsche Chorverband mit seinem Präsidenten Christian Wulff sowie die BDMV mit ihrem Präsidenten Paul Lehrieder MdB haben die BMCO dabei auf politischer Ebene engagiert unterstützt und mitgeholfen, dass die politische Entscheidung zugunsten der Amateurmusik ausgefallen ist. Dass das kein Selbstläufer und die Entscheidung lange umstritten war, lag, wie Michael Weber ausführte, auch daran, dass es viele Anträge für andere kulturelle Fonds gab.

Amateurmusikfonds ermöglicht Innovation

Letztlich aber ist es gemeinsam gelungen, den Kulturausschuss von der Notwendigkeit eines Amateurmusikfonds zu überzeugen. „Um die Amateurmusiklandschaft in ihrer einzigartigen kulturellen Vielfalt und als anerkanntes immaterielles Kulturerbe zu erhalten, braucht es genau diese Art der Unterstützung, die Innovation ermöglicht und in die Zukunft gerichtet ist“, ist Benjamin Strasser überzeugt. Denn nach der Corona-Pandemie, in der für die Amateurmusik auf Bundesebene knapp 40 Millionen Euro bereitgestellt wurden, beginnt nun der schwierige Wiederaufbau der Amateurmusiklandschaft. „Der Fonds hilft uns dabei, die besten Ideen sowohl lokal wirkender als auch überregional bzw. bundesweit ausstrahlender Projekte zu finanzieren und für alle Ensembles in unserem Land zur Nachahmung zugänglich zu machen“, bekundet BMCO-Präsident Benjamin Strasser. Und Michael Weber freut sich, dass der Amateurmusikfonds nun der Amateurmusik hilft, verlässliche Strukturen fürs Ehrenamt aufzubauen und Hauptamtliche zu beschäftigen. „Das Ehrenamt allein schafft es nicht mehr und funktioniert nur noch mit Unterstützung durch das Hauptamt“, weiß Weber.

Mit gutem Beispiel voran: Der Musikverein Bleibuir aus Mechernich in der Eifel ging mit einer IMPULS-Förderung neue Wege. Durch den Einsatz digitaler Medien sollten aktive Mitglieder motiviert und alte zurückgewonnen werden. Foto: Lorena Krämer

Zentrale Säule des Fonds ist indes die von Benjamin Strasser angesprochene Projektförderung. Hierfür stehen aus der Gesamtfördersumme von insgesamt 5 Millionen Euro Mittel in Höhe von 3,75 Millionen Euro zur Verfügung. Daneben widmen sich zwei kleinere Programmbereiche der Erarbeitung von Zukunftskonzepten zu Themen wie u. a. Bildung, Engagement und Gesundheit sowie der verstärkten Sichtbarmachung der Vielfalt der Amateurmusikszene. Gefördert werden in der zentralen Säule des Fonds, der Projektförderung, herausgehobene und bemerkenswerte Einzelprojekte mit lokaler, regionaler oder bundesweiter Wirksamkeit, die die Leistungsfähigkeit der Amateurmusikszene weitreichend sichtbarer machen. Dadurch sollen besondere künstlerische Impulse, Methoden und Ideen für die amateurmusikalische Arbeit vermittelt werden, die zukunftsweisend für die gesamte Amateurmusikszene sind. Projekte können sich bspw. der musikalischen Nachwuchsgewinnung oder neuartigen Vermittlungsformen widmen oder sich künstlerisch und strukturell mit Themen wie Demografie, Diversität oder Inklusion auseinandersetzen.

Besonders ermutigt wird auch die Vernetzung und Erprobung neuer Konzepte für das künstlerische Arbeiten (z. B. Probensituation, Aufführung etc.), auch mit neuen Kooperationspartner:innen aus anderen Bereichen. Für die Projektförderung antragsberechtigt sind gemeinnützige aktive Amateurmusikensembles, deren Träger, Kirchengemeinden oder Bands sowie andere Organisationen der Amateurmusik (Trägerschaft gem. Satzung) für regionale Projekte sowie Kreis-, Landes- oder Bundesverbände oder andere Organisationen der Amateurmusik für überregionale Projekte. Projekte von Ensembles oder deren Träger können für lokale Projekte eine Förderung von mindestens 2.500 Euro und bis maximal 10.000 Euro erhalten. Projekte, die überregional bzw. bundesweit (z. B. durch Kreis-, Landes- oder Bundesverbände) wirken, können eine Förderung von 10.000 Euro bis grundsätzlich höchstens 75.000 Euro erhalten.

„Endlich ist es so weit: Der Amateurmusikfonds kann in diesem Sommer an den Start gehen“, freut sich Benjamin Strasser. „Und ich bin voller Zuversicht und Vorfreude auf all die neuen künstlerischen Ideen, die der Fonds unterstützen wird und die der Amateurmusik zu mehr Sichtbarkeit verhelfen werden. Denn all das kreative, soziale und zivilgesellschaftliche Wirken der Chöre und Orchester der Amateurmusik, der vielen Bands und Kirchenensembles darf gern noch stärker sichtbar gemacht werden. Die Amateurmusik braucht eine starke Stimme und sie braucht eine starke Basis, starke Vereine, die das musikalische und soziale Engagement jeden Tag neu in die Welt tragen. Und dabei wird der Amateurmusikfonds eine großartige Unterstützung sein!“, ist sich Benjamin Strasser, Präsident des BMCO, sicher.

Text: Martina Faller