Der freie Grafiker und Typograf Bertold Neuberger prägt seit vielen Jahren das Gesicht des Bundes Deutscher Blasmusikverbände. Er hat das „alte Logo“ entworfen und wurde auch mit dessen Weiterentwicklung beauftragt. Was ein gutes Logo auszeichnet und welche Philosophie hinter dem neuen Design steckt, darüber spricht er im Interview.
blasmusik: Bertold, unabhängig von der Markendiskussion hattest Du schon angefangen, Skizzen und Entwürfe für ein neues Logo zu machen, weil wir in der gemeinsamen Arbeit an Werbemitteln für den BDB, vor allem aber beim Einsatz des Logos im Bereich Social Media gespürt haben, dass das „alte“ Logo nicht mehr so richtig funktioniert. Was waren bei diesen frühen Entwürfen die Herausforderungen?
Neuberger: Das ist eine Herausforderung, die sich mir bei meiner Arbeit als Gestalter immer wieder stellt. Ein Logo muss für den Betrachter schnell erfassbar, schnell identifizierbar sein. Ich berufe mich an dieser Stelle gerne auf wichtige Gestalter der letzten 60 bis 70 Jahre, wie etwa Adrian Frutiger oder Kurt Weidemann, der gesagt hat: „Ein Logo muss man mit dem großen Zeh in den Sand kratzen können.“ Oder auch auf Antoine de Saint-Exupéry, der meinte: „Ein Signet ist nicht dann vollkommen, wenn man nichts mehr hinzufügen kann, sondern erst dann, wenn man nichts mehr weglassen kann.“
blasmusik: Wie bist Du in dieser ersten Entwurfsphase vorgegangen?
Neuberger: Ich habe erst einmal geschaut, was es in der Welt der Marken mit den Initialen BDB bereits gibt, und konnte feststellen, dass das eine ganze Menge ist. In einem zweiten Schritt habe ich recherchiert, wie andere Musikinstitutionen auftreten und welche Symbolik sie transportieren. Manche, wie die Elbphilharmonie oder die Musikhochschule Trossingen, greifen das Gebäude auf, andere den Aspekt Musik, etwa in der Verwendung eines Musikinstruments im Logo. Mit diesen Ansätzen habe ich ebenfalls experimentiert und in Entwürfen mal die Fassade der neuen Akademie, mal den Burgberg von Staufen aufgegriffen. Weil die Initialen eben schon so häufig am Markt vertreten sind, empfand ich es als wichtig, diese in der Visualisierung mit einem Attribut zu versehen, im besten Fall mit einem Attribut aus der Musik.
blasmusik: Das deckte sich ja mit den Wünschen im Arbeitskreis. Nach den ersten Entwürfen für ein gänzlich neues Logo, gab es dort einen Richtungswechsel und es zeichnete sich der Wunsch ab, dass die DNA des BDB „Musik“ im Logo sichtbar bleiben sollte. In einem zweiten Anlauf hast Du Dich an die Weiterentwicklung des bestehenden Logos gemacht.
Neuberger: Ja, genau. Das war im Prinzip ein interaktiver Prozess, in dem ich das Logo im ständigen Austausch mit der Arbeitsgruppe – auch unter dem Grundsatz der Reduktion und dem Anspruch der Klarheit und Frische – stetig weiterentwickelt, verbessert und überarbeitet habe, bis wir mit dem Endergebnis zufrieden waren.
blasmusik: Am Ende des Prozesses stand ein Entwurf mit dem Bindebogen und nur noch einem Notenkopf, der die Essenz des BDB perfekt einfängt und im Arbeitskreis auf Anhieb volle Zustimmung erhielt. Doch ein Logo macht noch kein Corporate Design, oder?
Neuberger: Das ist richtig. Ein Logo ist aber dennoch ein zentrales Element und von großer Bedeutung für die visuelle Repräsentation und Wiedererkennung einer Marke. Unabdingbar ist, dass es in der Anwendung und in der Integration der Submarken funktioniert, in Farbe genauso wie in Schwarz-Weiß. All das habe ich in der Anwendungskontrolle überprüft, um eine vielseitige Verwendung zu gewährleisten. Und zur Freude aller funktioniert das neue Logo auf Visitenkarten und Briefbögen genauso gut wie auf Flyern und Werbeanzeigen oder auf Social Media und der Webseite.
blasmusik: Funktioniert es auch auf der Fassade der neuen BDB-Musikakademie?
Neuberger: Noch wurde das Logo nicht an der Fassade angebracht, aber selbstverständlich habe ich das in einer Visualisierung überprüft und kann Dich beruhigen. Es funktioniert sogar sehr gut. Was mich besonders freut, ist, dass die Form des Notenkopfs aus dem Logo sich auch in der Inneneinrichtung der Hotelzimmer wiederfindet. Mehr will ich aber nicht verraten, die Gäste dürfen ruhig ein wenig auf Entdeckungsreise gehen.