Nach rund drei Jahren Bauzeit war es am 22. Februar 2024 so weit: Der Bund Deutscher Blasmusikverbände (BDB) eröffnete offiziell seine neue Musikakademie in Staufen und feierte diesen Meilenstein mit einem Festakt und rund 250 geladenen Gästen aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft. „Das ist ein guter Tag für Baden-Württemberg“, freute sich Präsident Dr. Patrick Rapp MdL. Der rund 24 Millionen teure Neubau wurde vom Land mit 9 Millionen Euro unterstützt. „Eine Investition in die Zukunftsfähigkeit der gesamten Amateurmusik“, betonte Kultur-Staatssekretär Arne Braun. „Musikalische Bildung ist auch elementar für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“
Klangvolle Trompetenfanfaren eröffneten den Festakt zur Einweihung der BDB-Musikakademie und damit war nicht nur der festliche Ton gesetzt. Vielmehr erzeugten die Trompetenklänge, wie Moderatorin Dr. Denise Burgert in ihrer Begrüßung sagte, von Beginn an „Gänsehautfeeling bei Ihnen, mir und bei allen, die diese Akademie auf den Weg gebracht haben.“ Dazu zählt zuvorderst das Land Baden-Württemberg, das den Akademieneubau mit 9 Millionen Euro förderte und damit erst möglich machte. „Gut angelegtes Geld“, sagte Staatssekretär Arne Braun im Gespräch mit Denise Burgert, die die Veranstaltung mit viel Charme und Esprit moderierte. „Wir investieren hier in die Zukunftsfähigkeit der gesamten Amateurmusik in Baden-Württemberg“, betonte er. 6.300 Vereine, über 12.000 Ensembles, etwa 330.000 Musizierende, Sängerinnen und Sänger, darunter fast 100.000 Jugendliche unter 18 Jahren, machen Baden-Württemberg zum Musikland Nummer 1 und zur Heimat für eine Vielzahl von aktiven Musikvereinen, Chören und Orchestern.
„Insbesondere im ländlichen Raum bilden sie die Grundlage für musikalische Bildung. Sie schaffen damit Zugang zu Kultur, eröffnen neue Welten und fördern Gemeinschaft, indem sie Menschen zusammenbringen. Der Blasmusik sowie der Amateurmusik insgesamt mit ihrem großteils ehrenamtlichen Engagement kommt damit nicht nur traditionell eine große Bedeutung zu. Auch heute tragen sie maßgeblich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land bei“, sagte Staatssekretär Arne Braun und betonte: „Mit der neuen Akademie in Staufen entsteht eine Begegnungs- und Wirkungsstätte mit einem breit gelebten Kulturverständnis in Bezug auf Genres und Interkulturalität, Partizipation und Teilhabe werden hier großgeschrieben.“
Ein großer Mehrwert für die Region und die Stadt Staufen
Dass auch die Region und die Stadt Staufen von der neuen BDB-Musikakademie profitieren werden, davon zeigten sich sowohl Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer als auch Staufens Bürgermeister Michael Benitz überzeugt. „Ich bin sicher, dass hier von diesem Ort viele Impulse ausgehen werden, weil hier so viel Qualität stattfindet“, sagte Bärbel Schäfer und Michael Benitz ergänzte: „Es braucht Räume für Menschen, die sich engagieren.“
Christoph Palm, Präsident des Landesmusikverbandes Baden-Württemberg (LMV) griff das Bild der Räume auf und betonte: „Mit Musik kann man Schlösser und Kathedralen bauen, dabei wird aber oft vergessen, dass die Musik selbst Räume braucht.“
Er freute sich, dass die Ehrenamtsmanagement-Ausbildung (EMA) des Landesmusikverbandes in der BDB-Musikakademie ebenfalls einen Standort haben wird, um „den Vereinen passgenaue Unterstützung im Überfachlichen zu bieten“ und bedankte sich beim Land, dass „wir jetzt zwei wunderbare Häuser im Land haben“, womit – wie Hermann Wilske schmunzelnd ergänzte – „das Gleichgewicht zwischen Baden und Württemberg wieder im Lot ist.“ Der Präsident des Landesmusikrates wünschte sich von der neuen BDB-Musikakademie in erster Linie Unterstützung gegen den Fachkräftemangel in den Schulen. „Das ist mein großer Wunsch, dass Sie hier Angebote schaffen für die Aus- und Fortbildung von Musiklehrkräften.“
Dank der Kooperation mit der Musikhochschule Freiburg ist die Grundlage dafür längst gelegt. Hinter ihr steht das im Bildungsprogramm der BDB-Musikakademie verwirklichte Motto „Spitze für die Breite und Breite für die Spitze“. „Das sind keine Gegensätze“, wie Prof. Dr. Dr. Claudia Spahn, Prorektorin für Forschung der Musikhochschule Freiburg im Gespräch mit Denise Burgert bekundete. „Von der Etymologie her bedeutet ‚Amateur‘ schließlich nichts anderes, als dass Amateure, das, was sie tun, lieben und dass sie für die Musik, anstatt wie die Profis, von der Musik leben.“
„Wie groß die Bedeutung der Musik für die Amateure ist, das hat uns die Corona-Pandemie bewusst gemacht“, verdeutlichte Prof. Dr. Bernhard Richter, Leiter des Freiburger Instituts für Musikermedizin (FIM). „Unsere Risikoeinschätzungen haben damals geholfen, dass wieder musiziert werden durfte. Seither sind wir froh über den engen Austausch und die gute Vernetzung mit der BDB-Musikakademie“, sagte Richter.
Vernetzung der Akademie zauberhaft in Töne gesetzt
Die gute Vernetzung der BDB-Musikakademie mit den verschiedenen Institutionen wurde beim Festakt zur Einweihung der BDB-Musikakademie nicht nur in Denise Burgerts Gesprächen mit Arne Braun und Dr. Patrick Rapp, Bärbel Schäfer und Michael Benitz, Christoph Palm und Hermann Wilske, Claudia Spahn und Bernhard Richter deutlich. Auch musikalisch wurde sie zum Ausdruck gebracht. So setzte Gitarrist Matthias Kläger mit einem Tango von Astor Piazzolla die starke Vernetzung des BDB im Landesmusikverband facettenreich in Töne, während Kilian Herold, Professor für Klarinette an der Musikhochschule Freiburg und künstlerischer Leiter des Festivals für Klarinette an der BDB-Musikakademie, die enge Verbindung beider Institutionen klangvoll in Szene setzte, bevor abschließend Ralf Schmid, Professor für Jazzklavier an der MHS Freiburg, mit seiner Improvisation über die Initialen des BDB, in die er summend und pfeifend alle Gäste miteinbezog, einen magischen Moment schuf, der auf berührende Weise auf den Punkt brachte, worum es im Kern geht: um den Zauber der Musik und ihre verbindende Kraft.
Dass im Bach-Saal der neuen BDB-Musikakademie ein solch magischer, musikalischer Moment entstehen konnte, ist den Fachplanern und dem Architekturbüro Bez+Kock zu verdanken. „Sie haben hier einen Ort geschaffen, an dem sich Exzellenz entfalten kann“, richtete sich Akademiedirektor Christoph Karle an Architekt Martin Bez. Dass dies keine „Alltagsaufgabe“ und der von Gewerbebauten umgebene Bauplatz eine Herausforderung war, machte Architekt Martin Bez deutlich. „Hier galt es, erst einmal einen Ort zu schaffen“, betonte er. „Hier brauchte es ein Gebäude, das sich nicht wegduckt, sondern sich kraftvoll und selbstbewusst aus der Fläche erhebt.“ Und das ist in der Tat gelungen. Selbstbewusst zeugt der markante Quader mit Ziegelsteinfassade sowohl von der bisherigen Erfolgsgeschichte der BDB-Musikakademie als auch von der Zuversicht in die Zukunft – als Bildungshaus für die gesamte Amateurmusik.
Festes Fundament und großer Konsens für neues Bildungshaus
Wie groß der Konsens, wie fest das Fundament ist, auf dem das neue Bildungshaus errichtet wurde, das kam im Gemeinschaftsgeschenk der 16 Mitgliedsverbände an den BDB zum Ausdruck. Peter Hässler, Präsident des Alemannischen Musikverbandes, überreichte Patrick Rapp en miniature was nun als Kunst am Bau den Akademieneubau ziert: eine vier Meter hohe Eisenskulptur des Staufener Künstlers Nobi Bühler. „Damit habt ihr uns eine große Freude gemacht“, bedankte sich Akademiedirektor Christoph Karle. In seinen Dankesworten kündigte Karle an, mit den Landesmitteln verantwortungsvoll umzugehen. „Wir werden die Fördermittel in vielfacher Form der Gesellschaft zurückgeben.“ Er versprach hier Fachkräfte auszubilden, „die wissen, wie musizieren geht“ und gemeinsam mit dem Landesmusikverband und dem Landesmusikrat Bildungsthemen zu entwickeln und zu schauen, was gebraucht wird – für eine starke Zukunft der Musik in Baden-Württemberg.
Text: Martina Faller
Fotos: Ralf Kilian und Mara Ruh