Aus dem Orchestersaal sind tiefe Töne und schnelle Rhythmen zu hören. Die vier Tubisten des BDB-Musikcamp versuchen sich auf die funkigen Rhythmen der Zugabe und auf einander einzugrooven. Bemerkenswert ist nicht nur das Können der vier jungen Instrumentalisten, sondern auch die Tatsache, dass unter vier Tubisten zwei Mädchen sind.

Und genau das sind Milena Weiser und Sarah Raif gewohnt. Überall wo die beiden jungen Tubistinnen mit ihren schwergewichtigen Instrumenten aufkreuzen, ruft die Kombination Mädchen und Tuba Erstaunen hervor. „Aber positives“, stellt Sarah klar. „Die Leute sind begeistert!“. Und Milena ergänzt: „In Musikerkreisen gibt es eigentlich nur positive Reaktionen. Alle finden es cool“. Für sie selbst gilt das auch. „Ich mag es, die Base zu sein und gemeinsam mit dem Schlagzeug die Verantwortung fürs Tempo zu haben.“ Sarah geht es ähnlich. „Ich bin einfach fasziniert von der Tiefe, den Tönen und dass die Tuba das Orchester trägt“, schwärmt sie. „Bei der Tuba ist es doch so: man merkt nicht immer, dass sie mitspielt, wenn sie aber fehlt, merkt man es sofort“.  Schon als kleines Mädchen erlag sie der Faszination des Tieftöners, musste sich die Tuba aber erst durch intensive Überzeugungsarbeit ihrer Eltern erkämpfen. „Tuba war schon immer mein Traum“, erinnert sich die Jungmusikerin vom Musikverein Altenburg. Im Alter von neun Jahren durfte sie dann endlich Unterricht nehmen und spielt nun nicht nur im heimischen Musikverein, sondern darüber hinaus im VJO Hochrhein und jedes Jahr im BDB-Musikcamp. Im August 2023 sind sich die beiden Tuba-Mädchen hier zum ersten Mal begegnet. „Mit Sarah habe zum ersten Mal ein anderes Mädchen kennengelernt, das auch Tuba spielt“, berichtet Milena. Die 15-Jährige vom Musikverein Lauf, findet Tuba schon deswegen cool, „weil es nicht jeder macht“. Für sie ist Tuba das Zweitinstrument, denn begonnen hat sie auf dem Altsaxophon. Wie sie auf die Tuba kam, ist eine kuriose Geschichte: Als sie ihr Vereinsinstrument zurückgeben musste, wollte sie eigentlich das Bari-Sax ausprobieren. Weil ihre Lehrerin meinte, sie sei zu klein dafür, ließ dann aber die Finger davon. Noch heute schüttelt sie den Kopf, wenn sie daran zurückdenkt. Böse ist sie ihrer Lehrerin aber längst nicht mehr. Immerhin gab sie den Ausschlag dafür, dass Milena bei der Tuba landete. Die Körpergröße ist aber auch bei der Tuba ein Thema: „Ich habe eine recht große Tuba und das Problem, dass ich manchmal Hilfe brauche, sie ins Gigbag zu bekommen, wenn kein Stuhl zur Stelle ist.“ Selbst ist die Frau lautet indes Sarahs Devise. Sie hat unterdessen ihre Tuba im Rollkoffer verstaut, Noten- und Tubaständer obendrauf gepackt, schnappt sich den Griff und marschiert los. Auf Zuruf eine letzte Frage zum Ansatz: „Passt, geht noch gut“ – lautet die Antwort und weg sind die beiden – auf zur nächsten Probe.

Martina Faller