Nach vierzig Jahren nehmen die „Oberschwäbischen Dorfmusikanten“ unter der Leitung von Peter Schad nun Abschied von der Bühne. Und auch in der BDB-Musikakademie stehen die Zeichen auf Abschied. Nach zehn Mal „Ewig Schad & Schick“ hat die eine Hälfte des kongenialen Duos nun beschlossen, kürzer zu treten. Mit einem Porträt des Ausnahmemusikers sagen wir „Danke, Peter“.

Die Blasmusik liegt Peter Schad schon immer sehr am Herzen. Als Musiker war er nach seinem Abitur beim Heeresmusikkorps und danach in den verschiedensten Besetzungen aktiv, bis er 1980 seinen Hauptberuf als Musiklehrer in Bad Wurzach antrat. Doch ohne aktiv Musik zu machen, hielt er es wohl nicht lange aus: Schon drei Jahre später gründete er die Oberschwäbischen Dorfmusikanten. Dieses Orchester ist, gerade im Ländle, vielen Blasmusikfans sehr gut bekannt: In der Volkstümlichen Hitparade bei SWR4 haben sie mehrfach den ersten Platz erreicht und weit über 100 Live-Auftritte im Fernsehen gehabt. Schad selbst hat natürlich noch einige Konzerte mehr auf dem Buckel, erzählte er bei seinem Abschiedskonzert in Bad Wurzach: „Ich bin vermutlich über 1.000 Mal als Dirigent auf der Bühne gestanden, mehr als 100 Mal hier in Bad Wurzach.“ Seine Heimat, zu der natürlich auch sein Orchester gehört, ist ihm wichtig. „Wir hatten viel Freude und Spaß miteinander“, erklärte er. Aber er wolle nun lieber aufhören, wenn man ihm noch eine Träne nachweine, als wenn alle Leute sich den Abschied herbeisehnen. Doch nicht nur als Dirigent war Peter Schad aktiv. Auch als Komponist von wunderschönen Polkas und weiteren Werken ist er bekannt. Vieles, wenn nicht sogar das ganze Repertoire der Dorfmusikanten sind von ihm arrangiert oder komponiert worden. Diese Stücke zeigen, wie wichtig es nicht nur ist, die Blasmusik zu machen, sondern auch, sie in ihrer Entwicklung voranzutreiben. Ein Prozess, den Schad für sehr gelungen hält: „Junge Musikanten haben heute teilweise ein Niveau, das man vor zwanzig/dreißig Jahren kaum für möglich gehalten hätte“, freut sich Schad. „Das ist hauptsächlich den Musikschulen zu verdanken.“

Aber auch durch ihn und die über 20 CDs, die er mit den Oberschwäbischen Dorfmusikanten aufgenommen hat, hat sich die Blasmusik weit verbreitet. Wo zur Jahrtausendwende noch viele Vereine Schwierigkeiten mit dem Nachwuchs hatten, hat sich dort nun durch effektive Jugendarbeit und eine sehr gute Qualität viel getan. Schad ist davon sehr angetan, er merkt es auch selbst in seiner Umgebung. „Bei uns in Oberschwaben beispielsweise gibt es in jedem Dorf einen Blasmusikverein, viele haben über 50/60 Mitglieder. Da musizieren 15-Jährige zusammen mit 75-Jährigen. Wunderbar! Die Musikschulen leisten ausgezeichnete Arbeit“, lobt er. „Ich würde mir wünschen, dass es bei den Chören eine ähnliche Entwicklung gäbe.“ Denn auch als Sänger ist Schad dafür bekannt, dass er bei den Konzerten der Oberschwäbischen Dorfmusikanten immer wieder das Mikrofon in die Hand nahm, um die Melodien zu den Polkas zu singen. Als ehemaliger Musiklehrer und Oberstudienrat hat er auch diese Entwicklung stets beobachten können. Seinen Posten an der Schule gab er jedoch mit 58 Jahren auf, um sich mehr auf die Musik konzentrieren zu können. Seitdem war er auch in anderen Bereichen aktiv und hat sogar einen historischen Roman geschrieben. Aber der Schwerpunkt ist die Musik.

„Musik kann so viel bewirken“

Dass Schad nun etwas kürzertreten möchte, finden viele seiner Fans ewig schad. Sein Humor und seine Passion für die Blasmusik sind sehr beliebt. Dennoch können sie es auch nachvollziehen. Beim Abschiedskonzert der Oberschwäbischen Dorfmusikanten hielten einige ein Schild hoch, auf dem „Danke Peter“ stand. „Das Wichtigste ist, dass man mit seiner Musik jemanden erreicht“, findet Schad – und das hat er auf jeden Fall immer getan. Für ihn ist jedoch nicht nur wichtig, dass die Menschen Blasmusik genießen, sondern auch, wenn sie die Musik am Ende mit nach Hause nehmen. „Für mich ist es immer der schönste Beifall, wenn jemand nach dem Konzert in guter Laune noch eine Melodie von mir pfeift“, erzählt Schad. „Musik kann so viel bewirken: Sie kann begeistern, beruhigen, trösten und ganz viel Freude machen. Und wenn mir das gelungen ist, dann bin ich zufrieden.“ Das kann Peter Schad auf jeden Fall sein. Viel weitergeben kann er auch weiterhin, denn nun hat Schad Zeit für die Dinge, die ihm ebenfalls wichtig sind. Seine Enkel hatten beim Abschiedskonzert in Bad Wurzach ebenfalls ein Banner, auf dem stand: „Opa gehört nun uns!“
Nicht nur als Dirigent, sondern auch als Dozent hat Peter Schad viel in der Blasmusik weitergegeben. Denn es ist nicht immer einfach, eine Polka oder einen Marsch richtig zu spielen.

Selbst wenn es für den Außenstehenden manchmal sehr einfach wirkt, ist es doch eine große Kunstfertigkeit und hohe Konzentration, die gerade bei kleinteiligen oder schnellen Passagen benötigt wird. Gemeinsam mit dem Musiker, Dozenten und Komponisten Berthold Schick gab es daher sogar eine ganze Workshop-Reihe mit dem Namen „Ewig Schad & Schick“ an der BDB-Musikakademie in Staufen. Peter Schad hatte daran immer sehr viel Freude, berichtet er: „Ich habe ganz viele wunderbare Menschen kennengelernt. Da kann ich nur dankbar sein.“ Diese Workshops dauerten jeweils eine ganze Woche, während der die richtige Spielweise von Märschen, Polkas und Walzern eingeübt wurde. Über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren mit dabei. Neben den Proben gab es auch kleine Ausflüge und immer wieder auch Konzerte. Das große Abschlusskonzert begeisterte dabei nicht nur das Publikum. Auch Schad meint: „Das war immer ein toller Abschluss der Probenwoche.“

„Ewig Schad und Schick“ – ein Erfolgskonzept

Im November findet der Workshop das letzte Mal unter der Leitung von Peter Schad und Berthold Schick statt. Danach wird für Schad Martin Scharnagl übernehmen. Peter Schad bedauert seinen Abschied schon ein wenig: „Ich war bisher zehn Mal beim Workshop „Ewig Schad & Schick“. Es war mir von Anfang an bewusst, dass diese Sache trotz des tollen Titels nicht ewig dauern würde. Leider – denn ich habe die Tage in Staufen jedes Mal genossen.“ So auch die Teilnehmenden, denn sie konnten nicht nur viel dazulernen, sondern auch neue Menschen aus der Blasmusik kennenlernen und eine sehr schöne Woche verbringen. So schön, dass es manche sogar immer wieder zum Workshop zurückzog: „Manche waren fast jedes Mal dabei“, lächelt Schad. „Die Kursteilnehmenden kamen aus allen deutschsprachigen Gegenden und haben sich immer prima verstanden. Wir hatten immer ganz viel Freude mit unserer Musik.“ Nun lässt Schad die jüngere Generation übernehmen. Martin Scharnagl ist ein österreichischer Schlagzeuger und Komponist, der ebenfalls für Blasorchester schreibt und unter anderem Gründungsmitglied von „Viera Blech“ ist. Schad ist sich sicher, dass Scharnagl diesen Job sehr gut machen wird. „Ich bin absolut überzeugt, dass er als ausgezeichneter Dozent zusammen mit Berthold die Kursteilnehmenden in Staufen begeistern wird. Man braucht ja nur seine bekannten Kompositionen zu betrachten.“ Eine davon ist die Polka „Von Freund zu Freund“, von der das offizielle Video von „Viera Blech“ bereits 1,8 Millionen Mal auf YouTube angesehen wurde – nur ein weiterer Beweis für die Popularität von Blasmusik. Und diese wird sich auch nicht so schnell ändern, sagt Schad. Blasmusik werde immer aktuell bleiben, weil sie unglaublich viel an Gefühl und Emotionen vermitteln könne. Auf die Frage, was er seinem Nachfolger noch mitgeben möchte, sagt Schad: „Martin, grüß mir meine Freunde in Staufen.“

Text: Monika Müller