Blasmusik ist ihr Leben. Das Vater-Sohn-Duo Clemens und Jonas Gastaldo hat schon in einigen Formationen Musik gemacht. Im September 2019 haben sie dann eine eigene gegründet: die Bannstein Musikanten. Drei Jahre lang wurden die Musizierenden von der Pandemie ausgebremst. 2023 aber heißt es endlich „Start frei!“ für das neue Mitglied im Bund Deutscher Blasmusikverbände.
Schon auf dem Weg zum Kursaal wehen dem Besucher erste Blasmusikklänge entgegen. Es wird sich eingespielt auf der Bühne, während sich der Zuschauerraum bis auf den letzten Platz füllt. Dann geht es los. Clemens Gastaldo betritt die Bühne, nickt den rund 30 Musizierenden zu, zählt ein und gibt den Auftakt zu einem feurigen Zigeunertanz. Als Nächstes kündigt Jonas Gastaldo am Mikrofon eine „ganz spezielle“ Polka an. Sie stammt aus der Feder von Peter Schad und trägt den Namen der Formation und das nicht etwa zufällig. Hermann Vogt, ein treuer Teilnehmer des Intensivkurses Ewig Schad & Schick, hat die Polka bei Peter Schad in Auftrag gegeben und sie dem neugegründeten Ensemble zum Geschenk gemacht. Inzwischen sitzt Hermann Vogt bei den Bannstein-Musikanten an der ersten Trompete und spielt die Bannstein- Polka mit Freude und Begeisterung mit. Ist die böhmisch-mährische Blasmusik doch genau die Art von Musik, die ihn begeistert. Nicht nur ihn. Auch die Bannstein Musikanten haben sich der böhmisch-mährischen Blasmusik verschrieben. Für Clemens und Jonas Gastaldo war das eine bewusste Entscheidung. „Wir wollten etwas anderes machen als normale Musikvereine, um auch den Gesang und Solisten einbinden zu können“, erklärt Jonas Gastaldo die Entscheidung zugunsten der böhmisch-mährischen Ausrichtung des Ensembles. Beim Konzert in Bad Krozingen war all das zu hören. Verschiedene Musiker:innen präsentierten sich als Solisten und Jonas und Clemens Gastaldo stellten ihre Qualitäten als Sänger unter Beweis.
Der böhmisch-mährischen Blasmusik verschrieben
Doch zurück zu den Anfängen und der Reihe nach. Als ihr Engagement bei einer anderen Formation im Sommer 2019 zu Ende ging, war für Vater und Sohn klar: „Wir wollen weiterhin Musik machen.“ „Warum macht ihr nicht selber was?“ Die Frage seiner Frau brachte bei Clemens Gastaldo den Stein ins Rollen. Erste Überlegungen, ein Quintett aufzuziehen, machte das große Interesse an der Neugründung zunichte – im positiven Sinne. „Wir haben ein paar Musiker zusammengetrommelt und schon bei der ersten Probe waren wir 12 Musiker“, erinnert sich Clemens Gastaldo. Und etwa genauso viele haben bei der Vereinsgründung die Gründungsurkunde unterschrieben. Das Startkapital steuerte Jonas Gastaldo aus privater Schatulle bei. Die Vereinsgründung war Clemens und Jonas Gastaldo ein Anliegen. „Wir haben uns als Verein gegründet, damit wir Mitglied im Verband werden und die Vorteile wie ComMusic und die Rahmenverträge nutzen können“, betonte Jonas Gastaldo. Vereinssitz sollte Pfaffenweiler sein. Dort wohnen die beiden Köpfe der Bannstein Musikanten und dort hatte man ein Probenlokal in Aussicht. Allerdings unter einer Bedingung: Der Lokalbezug zu Pfaffenweiler sollte im Vereinsnamen erkennbar sein, so die Vorgabe der Gemeinde. Und da der Batzenberg und das Schneckental schon von vielen Pfaffenweiler Vereinen im Namen getragen wird, suchte man eine Alternative.
Ein Name mit Lokalbezug zum Vereinssitz
Bei den Batzenberger Weinen aus dem Weinhaus Paffenweiler wurden die Musikanten fündig. Dort bezeichnet Bannstein eine Linie besonderer Weine. Dem Unkundigen mag der Name Rätsel aufgeben, in Pfaffenweiler jedoch ist Bannstein jedem ein Begriff. Und so weit hergeholt ist der Vergleich von Wein und Musik gar nicht. „Die Erzeugung großer Weine setzt die Harmonie zwischen Natur und Mensch voraus. Die sorgfältige Arbeit im Weinberg und die Kunst, Weine mit Liebe und Leidenschaft zu pflegen, ist der Garant für höchste Qualität“, ist auf der Webseite vom Weinhaus Paffenweiler nachzulesen und vieles davon lässt sich auf die Musik übertragen. Auch in Sachen Musik braucht es sorgfältige Arbeit, Liebe und Leidenschaft. All das bringen die Bannstein Musikanten mit. Einen entscheidenden Unterschied zum Bannstein-Wein gibt es jedoch. Während die Trauben aus der Linie Bannstein ausschließlich auf der Gemarkung Pfaffenweiler wachsen, kommen die Bannstein Musikanten inzwischen aus einem großen Einzugsgebiet. Nur Jonas und Clemens Gastaldo wohnen in Pfaffenweiler, alle anderen kommen vom Kaiserstuhl, Tuniberg, aus dem Markgräflerland oder dem Dreisamtal, mit zum Teil weiten Anfahrten. Doch als der Name gefunden, der Verein gegründet und Mitglied im Blasmusikverband Kaiserstuhl-Tuniberg geworden war, kam erst einmal die Pandemie und hat die motivierten Musizierenden ausgebremst. „Wir sind aber trotzdem drangeblieben, haben weiter Musiker angeworben und haben, wann immer es ging, geprobt“, erzählt Clemens Gastaldo. Mittlerweile sind die Bannstein Musikanten von den anfänglich 12 Musiker:innen auf 28 angewachsen und seit April 2022 kann endlich auch regelmäßig alle zwei Wochen geprobt werden. „2023 wollen wir so richtig durchstarten“, betont Jonas Gastaldo. Das Konzert im Kurhaus war der Auftakt dafür.
Keine Konkurrenz, sondern Ergänzung zum Hauptverein
Erklärtes Ziel der Gastaldos ist es, „mit den Bannstein Musikanten vernünftige Auftritte zu spielen“ und so viele Musiker:innen zu haben, „dass wir – auch dann, wenn einzelne fehlen – immer spielfähig sind“. Eine gewisse Fluktuation nehmen die beiden Initiatoren gerne in Kauf. Auch weil sie wissen, dass sie keine so große Verpflichtung erwarten können wie ein Musikverein. „Wir haben ja keine Ausbildung und keine Uniform“, weiß Clemens Gastaldo. Von Anfang an stand zudem für die beiden fest: „Wir wollen keine Konkurrenz zu den traditionellen Musikvereinen sein, sondern eine Ergänzung. Der Hauptverein geht immer vor!“ Mit dieser Devise fahren sie offenbar ganz gut. Was die Bannstein Musikanten eint, das ist die Liebe zur böhmischmährischen Blasmusik und die Freude am gemeinsamen Musizieren. Die ist beim Konzert in Bad Krozingen deutlich zu spüren und nach tosendem Applaus und Zugabe lässt sich festhalten: So weit sind die Bannstein Musikanten von ihrem Ziel gar nicht mehr entfernt.
Martina Faller