Die Herbstklausur 2023 wird als eine ganz besondere in die Annalen des BDB eingehen: Es war nicht nur die letzte Sitzung der Gremien am alten Standort auf dem Bötzen. Darüber hinaus wurde die 25-jährige Erfolgsgeschichte der BDB-Musikakademie gefeiert und mit der Vorstellung des neuen Corporate Designs der Aufbruch in eine neue Ära angekündigt.

Die Herbstklausur des BDB ist zu einer liebgewonnenen Tradition geworden. Zahlreiche Delegierte aus den Verbänden nutzen die zusätzliche Gelegenheit zwischen zwei Hauptversammlungen für den persönlichen und fruchtbaren Austausch. Von großem Interesse war bei der diesjährigen Herbstklausur am 7. Oktober 2023 der Akademieneubau. Nicht wenige Delegierte verschafften sich vor Ort einen Eindruck von den Baufortschritten. Dass sich der Akademieneubau auch auf den Tagesordnungen wiederfand, Gegenstand der Besprechungen in den Gremien und auch in den Pausengesprächen war, versteht sich von selbst.

Neues Medium für die Präventionsarbeit

In den Gremiensitzungen von Bläserjugend, Musikbeirat und Hauptausschuss standen jedoch zunächst inhaltliche Themen auf dem Programm. Philipp Maier, Bildungsreferent der Deutschen Bläserjugend (DBJ), stellte das Wimmelbild der DBJ vor, das in enger Abstimmung mit dem Oberbadischen Blasmusikverband (OBV) entstanden ist. „Das Wimmelbild ist entstanden vor dem Hintergrund und der Frage, ‚Wie können wir die Prävention in den Strukturen der Musikvereine verbildlichen‘“, erläuterte Philipp Maier.

Von seiner Entstehungsgeschichte her ist das Wimmelbild ein Musterbeispiel für die Arbeitsweise der DBJ. Kam doch der entscheidende Impuls, dass es eine Ergänzung zur textlastigen Präventionsbroschüre braucht, aus dem OBV. Die DBJ holte das Thema auf die Bundesebene und entwickelte in einer Arbeitsgruppe gemeinsam mit der Zeichnerin Dorothee Wolters das Wimmelbild. Zentrales Ziel des Wimmelbildes ist es, die Haltung in den Vereinen zu beeinflussen und Impulse zu geben für ein verantwortungsvolles Miteinander. „Wir möchten Rahmenbedingungen schaffen, dass sich Kinder und Jugendliche in unseren Strukturen gut entfalten und entwickeln können“, betonte Philipp Maier. Indem das Wimmelbild verschiedene – positive und negative – Situationen und Szenen aus dem Vereinsalltag abbildet, gibt es Denkanstöße, einen Einstieg in das Thema und sensibilisiert für das Thema Prävention und Kindeswohl. „Nach der Einführung des Kinderschutzes 2018 ist das Wimmelbild eine gute Möglichkeit, das Thema noch einmal aufzugreifen und sich als Verein auf den Weg zu machen, ein eigenes Kinderschutzkonzept zu entwickeln“, sagte Marco Geigges, Vorsitzender der BDB-Bläserjugend. Dass es dafür mehr braucht als nur „Führungszeugnisse angucken“, darin waren sich die Jugendvertreterinnen und Jugendvertreter einig. Wie Nadine Bohnert, Geschäftsführerin der Bläserjugend im OBV, wusste, ist die Entwicklung eines Kinderschutzkonzeptes ein Prozess, der Zeit braucht. „Es braucht den Verband als Vermittler und Berater. Aber auch als Verband erreicht man nicht alle Vereine auf einmal“, berichtete sie und ergänzte: „Wir haben uns Ende 2020/Anfang 2021 auf den Weg gemacht und sind jetzt mittendrin und voll dabei.“ Und trotzdem sei bisher nur einer von 80 Vereinen mit dem Siegel des Jugendamtes zertifiziert. „Jeder Verein mit einem Kinderschutzkonzept ist ein Verein mehr“, freute sich Marco Geigges und betonte: „Es ist unsere Aufgabe als Bläserjugend, immer wieder Impulse zu geben und Euch mit neuen Materialien zu versorgen, damit Ihr sie in Euren Verbandsgremien neu oder wieder aufgreifen könnt.“ Dies gilt auch für den fachlichen Bereich. Dort wurde für den musikalischen Nachwuchs als behutsamer Einstieg in die Themenvielfalt der Jungmusiker-Leistungsabzeichen das Konzept JMLA Junior 1 entwickelt.

Neu ist auch, dass zusätzlich zu den Urkunden nun nicht länger Junior-Nadeln, sondern für beide Abzeichen Junior-Notenklammern verliehen werden. Für die Entwicklung von Nachwuchs für die ehrenamtliche Führungsarbeit im Musikverein haben sich hingegen der Lehrgang zur Musiklotsin und zum Musiklotsen sowie der Lehrgang zur Bläsermentorin und zum Musikmentoren bewährt. Marco Geigges wies darauf hin, dass beide Lehrgänge eine ausgezeichnete Möglichkeit sind, Jugendliche an ehrenamtliche Aufgaben im Verein heranzuführen und für das Ehrenamt zu qualifizieren. Beide Kurse finden 2024 nicht nur erstmals in der neuen BDB-Musikakademie statt. Vielmehr wird es Aufgabe der Musikmentorinnen und -mentoren sein, das neue Akademiegebäude beim „Tag der offenen Akademie“ musikalisch zu bespielen.

Neue Wege für das Wertungsspiel

Gleiches hat sich auch der Musikbeirat des BDB unter dem Vorsitz von Matthias Wolf vorgenommen. Auf seinen Impuls hin und unter seiner Ägide findet im September 2024 erstmals ein Dirigierfestival in der neuen BDB-Musikakademie statt. Es wird nicht nur eine große Bandbreite an Angeboten bieten, die von der Einführung in die Orchesterleitung bis hin zum Meisterkurs reicht und eine breite Zielgruppe vom Neuling bis hin zum Profi alle Dirigierenden anspricht. „Es wird auch ein Festival werden, das viele Möglichkeiten zu Vernetzungen und Verknüpfungen zur Basis bietet“, betonte Matthias Wolf. Was können wir für die Basis leisten? Wie können wir die Basis besser erreichen? Diese Fragen beschäftigten den Musikbeirat auch in Sachen Wettbewerbe und Wertungsspiele. „Viele Wertungsspiele sind aus unserer Sicht sehr erfolgreich gelaufen“, zog Matthias Wolf mit Rückblick auf das Jahr 2023 Bilanz. Mit einer Einschränkung: „Es sind eigentlich immer die gleichen Teilnehmenden.“ Um Wertungsspiele für Vereine attraktiver zu machen, änderte der Musikbeirat bereits vor zehn Jahren die Wertungsspielordnung und senkte die Hürden für die Vereine. „Aber offenbar sind die Änderungen nicht angekommen bei der Basis“, stellte Wolf fest.

Mit dem „Wertungsspiel vor Ort“ hat der Musikbeirat 2023 – zunächst als Pilotprojekt – einen neuen Weg eingeschlagen, um das Wertungsspiel den Vereinen buchstäblich näherzubringen. „Das Projekt läuft sehr erfolgreich. Wir haben Termine bis Weihnachten und werden die Veranstaltungen dann reflektieren.“ Beim Wertungsspiel vor Ort kommen die Jury-Mitglieder zu den Vereinen und bewerten zwei Stücke im Rahmen eines Konzertes. Während die Bewertung noch im Konzert bekannt gegeben wird, erfolgt das ausführliche Beratungsgespräch im Nachgang im Rahmen einer Probe. Ein wichtiger Hinweis zum Thema kam aus dem Hauptausschuss. „Für die Ausrichter von Wettbewerben und Wertungsspielen gibt es in der Wertungsspielordnung keinen Hinweis zur finanziellen Abwicklung.“ Matthias Wolf griff den Hinweis auf und kündigte an, die Organisationsrichtlinien diesbezüglich zu ergänzen. Als Anregung aufgenommen wurde auch die Idee, zusätzlich zu den Initiativen der Verbände zwei Wertungsspiele unter der Federführung des BDB an zentralen Orten des Verbandsgebietes zu veranstalten. Dass der Ideengeber dabei auch an die neue BDB-Musikakademie dachte, versteht sich fast von selbst.

Neue Akademie: Bau und Finanzen sind im Plan

Kurz vor dem Umzug in das neue Akademiegebäude warf Bundesrechner Ralph Beck noch einmal einen Blick auf die Finanzen und den aktuellen Baufortschritt. Beides ist im Plan. „Die beiden Hotelgeschosse sind baulich fertig und die Optik ist so weit hergestellt“, berichtete er. Für den 4. Dezember ist der Umzug anberaumt und auf den 15. Dezember der Abrissbagger bestellt.

Neue Architektur auch für die Dachmarke BDB

Tabula rasa wurde gleichsam auch in der Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes gemacht. Für Bundesmedienreferent Michael Schönstein war der Neubau der BDB-Musikakademie Anlass, mit dem „grafischen Flohmarkt“ und „Markensammelsurium“ im BDB aufzuräumen. „Es geht dabei um weitaus mehr als nur ein neues Logo“, stellte er klar. „Es geht darum, dass man nicht in viele Marken viel Energie stecken muss, die dann verpufft. So verliert man Power!“, erklärte Schönstein. Gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe hat Schönstein eine neue Markenarchitektur aufgebaut und eine umfassende Markenstrategie entwickelt. Dazu wurde ein Styleguide aufgebaut, der als verbindliche Grundlage für die Kommunikation und Außendarstellung des Verbandes dient. Das neue Logo, die neue Markenarchitektur und der Styleguide werden in der Dezember-Ausgabe der „blasmusik“ umfangreich präsentiert.

Text: Martina Faller