Im Schuljahr 2022/2023 sind 21 weitere Vereine in die musikalische Zusammenarbeit mit Schulen gestartet. Insgesamt werden damit – zusammen mit den bereits laufenden Kooperationen – 268 Dauerkooperationen Schule – Verein vom Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg gefördert. Dass Dauerkooperationen ein Erfolgskonzept sind, von dem beide Seiten profitieren, das wird am Beispiel der Kooperation der Stadtkapelle Renchen mit der örtlichen Grundschule deutlich.
Die Zusammenarbeit zwischen Musikvereinen und Schulen ist für beide Seiten gewinnbringend“, ist sich Kultusministerin Theresa Schopper sicher. „Die Vereine können sich präsentieren und Mitglieder gewinnen, die Schulen gewinnen Personen, die leidenschaftlich musizieren und den Kindern und Jugendlichen Begeisterung für Gesang und Instrumente vermitteln können.“ Das Erfolgskonzept „Dauerkooperation Schule – Verein“ gibt es seit 2002. Und es ist, wie von Kultusministerin Theresa Schopper beschrieben, tatsächlich eine Win-win-Situation: Die Kooperationen ergänzen und bereichern nicht nur den schulischen Musikunterricht und ermutigen Schüler:innen dazu, zu singen oder ein Instrument zu lernen, sondern stärken auch die Nachwuchsarbeit der Musikvereine. Die Dauerkooperation der Stadtkapelle Renchen unterstreicht dies nachdrücklich. Sie bietet allen musikinteressierten Kindern der Klassen 1–4 ein ganzheitliches Ausbildungskonzept. Es startet mit den „Flötenkids“ ab der ersten Klasse. Einmal pro Woche treffen sich die Flötenkids für eine Schulstunde zum Blockflötenunterricht. Das Blockflötenspielen lernen die Kinder von Anfang an gemeinsam: Notenwerte werden gemeinsam geklatscht und gestampft, Griffe gelernt und Melodien gesungen und gespielt. 25 Kinder aus den Klassen 1 und 2 haben im Schuljahr 2021/22 am Blockflötenunterricht teilgenommen. Pandemiebedingt haben jedoch nicht alle Kinder bis zum Ende durchgehalten. Ihre Spuren hat die Pandemie auch bei den Bläserkids hinterlassen. Das Konzept „Bläserkids“ startet üblicherweise in Klasse 3 und ist ebenfalls auf zwei Jahre angelegt. Die Bläserkids treffen sich für eine Unterrichtsstunde in der Woche in der Schule für das gemeinsame Musizieren und haben zusätzlich einmal wöchentlich am Nachmittag Registerprobe bei qualifizierten Ausbildern im Musikerhus“ der Stadtkapelle. Auch bei den Bläserkids erlernen die Kinder ihr Instrument von Anfang an zusammen in der Gruppe. „Trotz Corona wurde auch in diesem Schuljahr fleißig weiterunterrichtet“, berichtet Jugendleiterin Iris Kammerer, „zunächst per Skype am Computer von zu Hause aus, dann im Präsenzunterricht im Probelokal der Stadtmusik unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln und zuletzt zum Glück wieder am Vormittag in der rundschule.“ In der Bläserklasse der Klasse 3 haben im Schuljahr 2021/2022 vier Schülerinnen teilgenommen. „Das ist eine recht kleine Gruppe, aber die vier Mädels sind mit großer Begeisterung dabei und kommen flink voran. Es macht Freude, ihnen bei den Auftritten zuzusehen und ihre Entwicklung zu verfolgen“,schreibt Iris Kammerer in ihrem Bericht. Die organisatorischen Aufgaben teilen sich Schule und Verein: Die Schule stellt für die Blockflöten- und Bläserklassenstunde einen Raum zur Verfügung und baut die Gruppenstunden meist in Randstunden in die Stundenpläne ein. Hand in Hand arbeiten die beiden Institutionen auch bei der Bewerbung der Angebote zusammen. So händigt die Schule das Blockflöten-Anmeldeformular zusammen mit den Schulinformationen an die Schulanfänger im Kindergarten aus und organisiert für die Zweitklässler einen Informationsabend in der großen Turnhalle, zu dem die Stadtkapelle eingeladen wird, um die Bläserklasse vorzustellen. Und sie räumt der Stadtkapelle zwei Schulstunden für die Instrumentenvorstellung ein. Die praktische Organisation und Abwicklung der Flöten- und Bläserklassen hingegen übernimmt die Stadtkapelle: So sammelt die Stadtkapelle die Anmeldungen der Blockflötenkinder im Kindergarten ein und leitet sie zur Organisation an die Schule und den Blockflötenlehrer weiter. Darüber hinaus übernimmt die Stadtkapelle die Kommunikation mit den Eltern und zieht monatlich die Beiträge ein. Die laufenden Kosten für die Flöten- und Bläserklassen werden durch die Beiträge und die Förderung jedoch bei weitem nicht abgedeckt. Den größten Zuschuss steuert deshalb die Stadtkapelle bei. „Die Stadtkapelle unterstützt jedes Kind mit einem großzügigen monatlichen Zuschuss“, weiß Jugendleiterin Iris Kammerer. Die Stadtkapelle gewährt diesen Zuschuss gerne. Nicht nur, weil sie sich mit der Grundschule darin einig ist, dass das Klassenmusizieren für die Entwicklung der Kinder wichtig ist. Vielmehr hat sie in der seit zehn Jahren bestehenden Kooperation mit der Schule die Erfahrung gemacht, dass die Flöten- und Bläserklassen für die Zukunft des Vereins von großer Bedeutung sind und den Nachwuchs der Stadtkapelle nachhaltig stärken. Dass Schule und Verein in Renchen in Sachen Musik auch weiterhin an einem Strang ziehen, das gilt als ausgemacht. Gilt für sie doch auch, was Christoph Karle 2018 bei einem Kooperationskonzert betonte: „Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen sind unverzichtbar und für beide Seiten nicht mehr wegzudenken.“
Martina Faller