Die neue BDB-Musikakademie ist eine Akademie für alle Sparten der Musik. Dieses Selbstverständnis hat im neuen Akademiegebäude konkret Gestalt angenommen. Das spiegelt sich nicht nur in der Anzahl und im Zuschnitt der Räume, sondern auch in der variablen Akustik wider. Beides zusammen bietet ideale Voraussetzungen für ein konzentriertes und erfolgreiches Proben von Blasorchestern, Chören, Sinfonieorchestern und Ensembles sämtlicher Sparten der Amateurmusik und Profiszene.

In der Bass- und Tenor-Etage des markanten Akademiegebäudes sind die Orchester und Ensembles zu Hause. Hier befinden sich die insgesamt 13 Musiksäle und Probenräume mit ihrem Herzstück, dem zweigeschossigen, großen Bach-Saal in der Bass-Etage. Er trägt nicht von Ungefähr den Namen des größten Komponisten der Musikgeschichte: Johann Sebastian Bach. Hier werden die Akademiekonzerte stattfinden und große Orchester und Chöre ideale Probenbedingungen vorfinden. Auf der gleichen Etage und ebenfalls vom zentralen Foyer erreichbar sind hier darüber hinaus der Beethoven-Saal und das Goodman-Studio zu finden, während die restlichen Säle und Probenräume im 1. OG um die Boulangerie herum angeordnet sind. Mit 256, 120 und 100 Quadratmetern sind der Bach-Saal, Beethoven- und Bernstein-Saal die größten Räume in der neuen BDB-Musikakademie. Sie werden ergänzt durch Räume in den Größen von 60, 40 und 15 Quadratmetern. Alle Säle und Räume gemeinsam erlauben eine flexible und variable Nutzung. So können in den größeren Sälen Orchester und Ensembles proben, während in den kleineren Räumen Registerproben stattfinden können oder individuell geübt werden kann. Dieses Konzept der „Casa con variazioni“ setzt sich auch in der akustischen Ausstattung fort, um allen Musiksparten gleichermaßen eine optimale Nutzung der Räume zu ermöglichen und beste klangliche Voraussetzungen für die Proben zu bieten. „Alle Ensembles, ob Blas- oder Sinfonieorchester, Chor, Brass- oder Big Band, Akkordeon-, Zupf- oder Streichensemble sollen in der BDB-Musikakademie in allen Räumen klanglich beste Voraussetzungen für ihre Proben erhalten, für das Hören des eigenen Instruments und der eigenen Stimme und für das gegenseitige Hören“, beschreibt Akademiedirektor Christoph Karle die Anforderungen an die Akustik.

Der Bach-Saal ist das Herzstück der neuen BDB-Musikakademie: Hier bieten sich ideale Voraussetzungen für Konzerte und Proben großer Orchester und Ensembles.

Exzellente akustische Bedingungen stehen Chören und kleineren Formationen im Beethoven-Saal (Bild unten) zur Verfügung.

Gleichzeitig sollte gewährleistet sein, dass weder das musikalische Probengeschehen nach außen noch die Gespräche im Foyer oder in der Boulangerie nach innen dringen. Gemeistert wird letzteres durch eine akustische Entkoppelung der großen Musiksäle vom Gebäude mittels einer Raum-in-Raum-Konstruktion, erklärt Projektleiter Ralph Beck. Diese Raum-in-Raum-Bauweise umfasst neben einem tief abgestimmten schwimmenden Estrich auch Vorsatzschalen vor den Wänden und eine abgehängte bauakustische Decke. All diese Baumaßnahmen garantieren am Ende, dass das Firmenevent eines Wirtschaftsunternehmens, die Tagung einer Bildungseinrichtung und die Probentage eines Orchesters gleichzeitig im Haus stattfinden können, ohne sich gegenseitig zu stören.

Diffuse Streuung bei variabler Nachhallzeit

Einen hohen akustischen Standard und beste raumakustische Bedingungen für verschiedene Nutzungen und Anlässe zu schaffen – das war die Vorgabe mit dem Ziel, für die einen ein konzentriertes Proben und gemeinsames Musizieren mit Spielfreude, für die anderen ein effektives Arbeiten und Tagen und für Zuhörende ein angenehmes und transparentes Hören zu ermöglichen sowie bei allen dreien einer übermäßigen Lautstärkeentwicklung entgegenzuwirken. „In allen Räumen soll diffuse Streuung bei variabler Nachhallzeit vorherrschen“, erläutert Christoph Karle und ergänzt: „In den Räumen sollte jeder an jeder Position alles gleich gut hören.“ In akustischer Fachsprache liest sich das dann so: In allen Probenräumen herrscht ein linearer Verlauf der Nachhallzeit und eine homogene Schallübertragung vor. Störende akustische Artefakte, wie Echos oder Flatterechos, werden vermieden. Mit angemessenen Raumvolumina, Raumgeometrien und akustischen Eigenschaften (Reflexion, Absorption, Streuung) von Wänden, Decken und Böden konnte dieses Ziel erreicht werden. So wurde in allen Sälen ein schallreflektierender Bodenbelag aus Parkett verlegt sowie raumakustisch relevante Wand und Deckenverkleidungen verbaut.

Um im Beethoven-Saal etwa eine möglichst lange Nachhallzeit zu erzielen, Flatterechos zu vermeiden, Bassabsorption und eine gute Klangdurchmischung zu erreichen, wurden dort eine geschuppte Wandverkleidung und absorbierende Deckensegel eingebaut. Für Chöre und Ensembles mit ca. 40 Personen konnten im Beethoven-Saal so sehr gute akustische Verhältnisse erreicht werden. Selbst Proben mit bis zu 60 Sängerinnen und Sängern sind aus akustischer Sicht sehr gut möglich. Dass sich die Anzahl der Personen im Raum auf die Akustik auswirkt und ein ausreichend großes Verhältnis von Raumvolumen zu aktiv Musizierenden (Volumenkennzahl) eine wichtige Kenngröße der Akustik ist, versteht sich von selbst. Je mehr Sängerinnen und Sänger oder Musikerinnen und Musiker im Raum singen oder musizieren, umso größer ist die Lautstärke. Oder anders ausgedrückt: Je kleiner die Volumenkennzahl, umso höher ist potenziell die Lautstärke im Raum. Gleichzeitig hat die Anzahl der Personen aufgrund der schallabsorbierenden Eigenschaften der Kleidung aber auch Einfluss auf die Nachhallzeiten im Raum.

Mit seinen 256 Quadratmetern und einem Raumvolumen von rund 1.850 Kubikmetern bietet der Bach-Saal großen Orchester- und Chorbesetzungen mit über 100 Musizierenden aus dem Profi- und Amateurbereich nicht nur ausreichend Platz. Vielmehr schafft die akustische Ausstattung des Bach-Saals hervorragende klangliche Bedingungen, auch für das Hören des eigenen Instruments und für das gegenseitige Hören und fördert so sowohl Spielfreude als auch das kritische und transparente Hören. Dafür sorgen schon die akustisch günstigen Raumproportionen sowie der Verzicht auf zueinander parallele Wandflächen. Den Rest erledigen gleichsam die geometrische Oberflächengestaltung und die Materialwahl. Hierfür wurden teilweise geneigte Holzverkleidungen an den Wänden und der Decke realisiert, die zueinander verspringen, sodass die gewünschte, akustisch wirksame Oberflächenstruktur erreicht wird. Um die Nachhallzeit möglichst flexibel zu gestalten, sind sämtliche Wandverkleidungen bei mittleren und hohen Frequenzen schallreflektierend angelegt, bei gleichzeitiger ausreichender Absorption im Bassbereich.

Für das Finetuning sorgen Vorhänge

Das Finetuning indes wird sowohl im Bach-Saal und Beethoven-Saal als auch in allen anderen Sälen und Räumen mittels akustisch wirksamer Vorhänge vorgenommen. Sie sind verantwortlich dafür, dass die Räume mit einer sehr hohen akustischen Variabilität ausgestattet sind. Im Bach-Saal etwa kann die Nachhallzeit zwischen 0,8 und 2,0 Sekunden variiert werden. Dafür wurden umlaufend im Saal Vorhangschienen montiert und Vorhänge mit einer Gesamtfläche von 500 Quadratmetern angebracht. Bei 100 % Faltenzugabe können sie zur Schallabsorption eine Wandfläche von bis zu 250 Quadratmetern abdecken oder aber – für eine klassische Konzertnutzung mit Publikum – hinter einer geschlossenen Verkleidung außerhalb des Raumes geparkt werden. Bei der Probennutzung durch große Ensembles befinden sich sämtliche Vorhänge im Raum und werden entsprechend der aktuellen Parameter mehr oder weniger zugeschoben. Während dies in allen anderen Sälen und Räumen manuell erfolgen muss, werden die Vorhänge im Bachsaal motorisiert bewegt. Und zwar auf Knopfdruck. „Die Nutzerinnen und Nutzer des Bach-Saals können auf einem Tableau aus verschiedenen Akustikszenen wählen und die gewünschte Situation per Knopfdruck herstellen“, betont Akademieleiter Christoph Karle.

Ob motorisiert oder von Hand – die wichtigste Botschaft ist jedoch, dass alle Säle und Räume eine große akustische Variabilität aufweisen und den unterschiedlichen Belegungen und Nutzungen raumakustisch genauso gerecht werden, wie den unterschiedlichen klanglichen Eigenschaften der verschiedenen Musikinstrumente und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Musizierenden – ganz getreu dem Anspruch einer „Casa con variazioni“.

Text: Martina Faller
Alle Visualisierungen: DNA Akademie

Für Jugend-Big-Bands und kleine Formationen bietet sich das Goodman-Studio an: Es eignet sich bestens für Proben und Studio-Aufnahmen.