Mit Vertrauen und Zuversicht geht der Bund Deutscher Blasmusikverbände in die Zukunft. Das ist die Botschaft der 66. BDB-Hauptversammlung in Waldshut. Nach zwei schwierigen Pandemiejahren blickt der Dachverband von 16 Mitgliedsverbänden positiv nach vorne. Sein größtes Zukunftsprojekt, der Neubau der BDB-Musikakademie, wird 2023 fertiggestellt und in den Augen von BDB-Präsident Patrick Rapp „eine Perle in der Akademielandschaft“.
Dass seine 5. Amtszeit nicht einfach wird, ist Patrick Rapp bewusst. „Ich habe Respekt vor allem, was kommt!“, sagte Rapp am Samstag in der Waldshuter Stadthalle. Nach zwei schwierigen Pandemie-Jahren sind deren Auswirkungen immer noch zu deutlich spüren – sowohl an der Vereinsbasis als auch im BDB und der BDB-Musikakademie. Damit nicht genug. „Wir stehen jetzt schon wieder vor neuen Herausforderungen“, wusste der frischgewählte BDB-Präsident. „Die Folgen des Angriffskrieges nur 2 ½ Flugstunden von hier werden auch Auswirkungen auf das Kulturleben haben“. Ihre Vorboten sind bereits angekommen. Schränken doch die hohen Energiekosten und die Belegung kommunaler Mehrzweckhallen mit Ukraine Flüchtlingen den Proben- und Konzertbetrieb der Musikvereine vielerorts erneut ein. „Viele Vereine sind noch von Corona gebeutelt und bekommen jetzt den nächsten Rückschlag“, trug Manfred Schafheutle, Vize-Präsident des Blasmusikverband Kinzigtal die Sorgen der Vereine vor. „Ich nehme Ihr Anliegen gerne auf und kämpfe dafür“, versprach Patrick Rapp und berichtete, dass er bereits mit zehn Landratsämtern im Gespräch sei.
Dass sich die Mitgliedsverbände und Vereine auf ihren Dachverband, seine Unterstützung und seine Innovationskraft verlassen können, das hat die Corona-Pandemie unter Beweis gestellt. Der BDD und die BDB-Musikakademie haben, wie Patrick Rapp in seinem Bericht darlegte, zahlreiche Initiativen ergriffen und Projekte auf den Weg gebracht, um die Vereine in der Pandemie zu unterstützen: Hygienekonzepte für den Probe- und Konzertbetrieb wurden geschrieben, digitale Bildungsformate wurden etabliert, Programmlinien zur Unterstützung und Beratung der Vereine, zum Coaching von Vereinsverantwortlichen und zur Stärkung der Nachwuchsarbeit aufgebaut und auf politischer Ebene intensive Gespräche geführt, um die Rahmenbedingungen für die Vereine zu verbessern und deren Zukunft zu sichern. „Im Schulterschluss mit dem BVBW haben wir auf die Rahmenbedingungen und Förderprogramme einwirken können“, wusste Patrick Rapp. Auch die gute Vernetzung des BDB habe sich bezahlt gemacht. „Durch unsere gute Vernetzung haben wir einiges erreichen können“, ist sich Patrick Rapp sicher. „Das hat uns eine neue Wahrnehmung in der Politik gebracht“.
Eine Wahrnehmung, die sich in den Kassenbüchern bemerkbar machte. Haben die doch Vereine in den Jahren 2020 und 2021 zweimal unbürokratisch Soforthilfe aus dem Nothilfeprogramm erhalten. Insgesamt konnte der BDB 1,3 Millionen Euro an Zuschüssen an die Verbände und Vereine weiterleiten. „Dass es durch Corona mit den Finanzen schwierig wird, das muss uns hier im Hauptausschuss klar sein“, betonte Alexandra Götz, stellvertretende Präsidentin im Blasmusikverband Schwarzwald-Baar. Sie bedankte sich ausdrücklich beim Präsidium und der Geschäftsstellenleitung. „Wir Verbände würden nicht so dastehen, wenn wir nicht so eine gute Unterstützung vom BDB und so toll Informationen bezüglich der Fördertöpfe erhalten hätten“.
Gleiches gilt für den BDB und die BDB-Musikakademie. Für ein starkes Abfedern der großen finanziellen Belastung der Akademie waren die Soforthilfe, das Kurzarbeitergeld und das Nothilfeprogramm BW entscheidend. Denn die beiden Pandemiejahre waren finanziell und wirtschaftlich gesehen für die BDB- Musikakademie nicht leicht. „Es gab viele Unwägbarkeiten. Die Abläufe, vor allem in der Akademie, waren alles andere als berechenbar“, gab Bundesrechner Ralph Beck zu bedenken. Grundsätzlich sei das Jahr 2020 mit den beiden Lockdowns einfacher zu handhaben gewesen, weil klar war: „Da geht nichts“. Durch den „Haldenbetrieb“ in 2021 und den erhöhten Personal- und Hygieneaufwand bei niedrigeren Teilnehmerzahlen sei die Schere zwischen Ausgaben und Einnahmen deutlich auf- und der Umsatz bei höherem Aufwand zurückgegangen. Für 2022 prognostizierte Ralph Beck ein ähnliches Ergebnis wie 2021. „Dann werden Energie- und Personalkosten ein Thema sein“. Um diese Mehrkosten abzufedern, wurden Sparmaßnahmen beschlossen und die Kurse der Akademie auf den Prüfstand gestellt. „Wir werden die Kurse kompakter gestalten, mit weniger Dozenten auskommen und digitale Formate einsetzen“, kündigte Beck an. Dass mit 2023 noch einmal ein schwieriges Jahr auf den BDB zukommt, steht für den Bundesrechner außer Frage. „Wir müssen dennoch im Hinblick auf den Neubau im richtigen Moment Investitionen tätigen und schon Personal aufbauen“, kündigte er an.
Ralph Beck bleibt dennoch optimistisch und mahnt die Delegierten. „Dass wir bei der Politik gehört werden, Zuschüsse und Fördermittel erhalten, hat gute Gründe und ist ein Beleg für unsere gute politische Arbeit in Stuttgart“, weiß Beck. „Wir dürfen uns nicht von den nackten Zahlen abschrecken lassen, sondern sollten mit diesem Geist und Zuversicht in die Zukunft gehen“, findet er.
Das größte Zukunftsprojekt des BDB ist aktuell der Neubau der BDB-Musikakademie. Der Neubau wächst nicht nur in Stein und Beton. Parallel zum neuen Gebäude wird im BDB, wie Christoph Karle berichtete, auch an einer neuen Markenarchitektur gebaut. In ihr werden die BDB-Strukturen in das Dachmarkenkonzept einpasst und Submarken und Produktmarken klar und stringent definiert. Mit der Fertigstellung des Akademieneubaus soll auch dieses Gerüst stehen.
Ende 2023 soll der Neubau bezogen werden und die Entwicklung der Akademie, die, so Patrick Rapp, „heute schon bundesweit eine der erfolgreichsten und innovativsten ist“, weiterbefördern. „Das wird eine Perle sein in der Akademielandschaft. Wir dürfen gespannt sein und uns freuen“.
Anlass zur Freude gab es auch beim Gesellschaftsabend. Zahlreiche Verantwortliche aus den BDB-Gremien konnten auf der Bühne der Stadthalle Ehrungen für ihr langjähriges Engagement entgegennehmen (siehe Info-Box). Gleichzeitig zeigten die Formationen des Blasmusikverbands Hochrhein mit ihren mitreißenden und begeisternden Auftritten „das junge Gesicht der Blasmusik“ und verwandelten die Hauptversammlung in eine große BDB-Party. Und mit diesen beiden Säulen – der Erfahrung und Kompetenz langjähriger Verbandsverantwortlicher und der sprühenden Energie des musikalischen Nachwuchsen – braucht es dem BDB um seine Zukunft wirklich nicht bange sein.
Martina Faller